Interview

Fritz: 33.500 Wiener ArbeitnehmerInnen von den Unterstützungsangeboten profitieren.

Brücke: Was ist das Hauptziel von WAFF und warum wurde WAFF gegründet? Könnten Sie uns etwas darüber erzählen?

Meißl: Der WAFF unterstützt die WienerInnen für bessere berufliche Entwicklungschancen. Er hilft ihnen dabei, ihre berufliche Situation zu verbessern, den Arbeitsplatz abzusichern oder den Wiedereinstieg in den Job zu schaffen. Das reicht von der Unterstützung Berufstätiger über spezielle Programme für Arbeitsuchende bis hin zu Angeboten für Unternehmen. Eine ganz wesentliche Rolle spielt die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern und dem AMS.

Gegründet wurde der WAFF 1995 auf eine Initiative von AK und ÖGB, die von der Wiener Landesregierung aufgegriffen wurde. Für Wiener Unternehmen gab es mit dem damaligen Wiener Wirtschaftsförderungsfonds – heute Wirtschaftsagentur- bereits eine Einrichtung, und die Idee war, so etwas auch für Wiener ArbeitnehmerInnen auf die Beine zu stellen. Eine der ersten Initiativen war das sogenanntes Bildungskonto, das heute noch zu den Kernangeboten des WAFF gehört. Der WAFF unterstützt damit beschäftigte und arbeitsuchende WienerInnen. Es ist je nach individueller Voraussetzung von 300 bis 2.000 Euro gefüllt.

Brücke: Woher werden die finanziellen Mittel für die Tätigkeiten des WAFF geschöpft?

Meißl: Der WAFF ist eine Einrichtung der Stadt Wien und wird daher auch weitgehend aus Mitteln der Gemeinde Wien finanziert. Heuer können insgesamt rund 33.500 Wiener ArbeitnehmerInnen von den Unterstützungsangeboten profitieren.

Brücke: Gibt es eine eigene Budgetmaßnahme für die Ausbildung von MigrantInnen? Werden dafür Förderungen, Gewährleistungen bzw. Beihilfen seitens der Europäischen Union gestellt?

Meißl: Sämtliche Unterstützungsangebote des WAFF sind nach dem Diversitätsprinzip ausgerichtet. Als Fonds der Stadt Wien bekennen wir uns zur Chancengleichheit beim Zugang zu Aus- und Weiterbildung und zum Arbeitsmarkt. Unsere Unterstützungsangebote stehen daher allen WienerInnen, unabhängig von ihrer Herkunft, gleichermaßen zur Verfügung. 55,7 Prozent unserer KundInnen haben Migrationshintergrund und übrigens auch 30 Prozent der MitarbeiterInnen. Wir stellen auch spezielle Angebote für MigrantInnen bereit, in erster Linie die muttersprachige Berufserstinformation für NeuzuwanderInnen. Was die Förderung über Mittel der Europäischen Union betrifft, so verwaltet der WAFF den Einsatz von Mitteln des Europäischen Sozialfonds für wichtige Arbeitsmarktprojekte in Wien. Sie kommen insbesondere Jugendlichen, BezieherInnen der bedarfsorientierten Mindestsicherung und MigratInnen zu Gute.

Brücke: Wieviel wird vom Budget des WAFF allgemein für die Ausbildung von MigrantInnen verwendet? Könnten Sie uns darüber berichten?

Meißl: Wie schon gesagt: der WAFF bekennt sich zum Diversitätsprinzip im Sinne der Herstellung von gleichen Chancen für alle. Einer unserer Schwerpunkte ist es daher z.B., WienerInnen zu unterstützen, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben, weil sie über keinen formalen Bildungsabschluss verfügen. Denn wir wissen: je besser jemand ausgebildet ist, umso besser sind seine Jobchancen. Der Rahmen dafür ist der Qualifikationsplan Wien. In Arbeitstei-lung mit dem AMS Wien konzentrieren wir uns auf die Unterstützung Berufstätiger. Wer maximal Pflichtschulabschluss hat und beschäftigt ist, kann etwa mit dem Chancen-Scheck des WAFF den Lehrabschluss kostenlos nachholen (bis zu 3.000 Euro Kurskosten). Gefördert werden aber auch andere berufliche Weiterbildungen und Deutschkurse. Der WAFF arbeitet außerdem ganz eng mit der Wiener Anerkennungsstelle des Beratungszentrums für MigrantInnen zusammen. Wenn es notwendig ist, Teile einer Ausbildung in Österreich nachzuholen, werden von uns die notwendigen Qualifizierungen finanziell unterstützt.

Für Menschen, die neu nach Wien kommen führt der WAFF im Rahmen von StartWien, die muttersprachige Berufserstinformation durch. Konkret erhalten die TeilnehmerInnen bei den rund 2-stündigen Gruppenveranstaltung Informationen zur aktuellen Arbeitsmarktsituation in Wien, zu rechtlichen Regelungen betreffend Jobeinstieg sowie zu Unterstützungsmöglichkeiten bei der Arbeitssuche und nach einer Beschäftigungsaufnahme. Die muttersprachliche Berufserstinformation findet derzeit in 20 Sprachen statt.

Brücke: Werden genügend Maßnahmen wie Werbungen, Vorstellungen, Broschüren bzw. Seminare getroffen, um die MigrantInnen über die Nutzung von den Bildungsförderungen, die der WAFF stellt, zu informieren?

Meißl: Aus unserer Sicht ja. Wichtige Teile unserer website, sowie auch Folder und Informationsmaterialien sind mehrsprachig. Wir arbeiten auch eng mit der Magistratsabteilung 17 (Integration und Diversität) zusammen, etwa im Rahmen der vom waff in Zusammenarbeit mit zahlreichen Wiener Bezirken organisierten „Wochen für Beruf und Weiterbildung“ und der Berufsinfotage für SchülerInnen. Hier gehen wir mit unseren Angeboten auch immer wieder in Einrichtungen und Vereine der communities. Heuer finden die Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung in 10 Bezirken statt. Sie star-ten am 12. März im 2. Und 20. Bezirk.

Darüber hinaus gibt es seit 2016 die Aktion „Ihre Chance kommt“. Der WAFF geht dabei gezielt in Wiener Gemeindebauten und große Wohnhausanlagen und bietet dort vor Ort Beratung an. Mit unserem verstärkten Engagement im Bereich der sozialen Medien versuchen wir insbesondere auch junge MigrantInnen zu erreichen.

Brücke: Wie Sie wissen, befinden sich unter den AustrotürkInnen ArbeiterInnen, die leider nicht genügend deutsch sprechen können. Inwieweit sind die AustrotürkInnen über die Tätigkeiten, die das WAFF zum Vorteil der ArbeiterInnen unternimmt, informiert? Wie hoch ist das Ausmaß der Benützung der Dienstleistungen des WAFF seitens der austrotürkischen ArbeiterInnen? Könnten Sie uns darüber informieren?

Meißl: Ich verweise nochmals auf das Diversitätsprinzip. Wir stellen alle unsere Unterstützungsmaßnahmen allen WienerInnen unabhängig von ihrer Herkunft in gleicher Weise zur Verfügung. 55,7 Prozent unserer KundInnen haben Migrationshintergrund.Teile unserer website, sowie auch Folder und Informationsmaterialien sind mehrsprachig. Wir setzen, wie schon erwähnt – insbesondere im Rahmen unserer vor Ort Initiativen und unserer social media Aktivitäten – ganz konkrete Maßnahmen, damit die Information über die Unterstützungsleistungen des WAFF vor allem auch jene erreicht, die sie besonders dringend brauchen.

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