„Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess“
Der neue Forschungsbericht „Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess“ von Heiko Heinisch, Imet Mehmedi et al. im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) untersucht die Wiener Moscheelandschaft und analysiert die Inhalte der Predigten der reichweitenstärksten Moscheen und muslimischen Glaubenshäuser. Untersucht wurden ins-gesamt 16 Moscheen und deren Träger (Kultusgemeinden) in Wien. Die untersuchten Moscheen stellen die größten in Wien dar und werden zum Freitagsgebet durchschnittlich von 400 Personen besucht. Theologisch geschulte Beobachter nahmen mehrfach an den Freitagspredigten teil und werteten deren Kernaussagen aus. 9 der 16 Imame waren auch zu Leitfadeninterviews bereit.
Untersucht wurden:
Je zwei Moscheen
• der ATIB (österreichischer Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde)
• der Islamischen Föderation (Milli Görüş)
• der Albanischen Kultusgemeinde
• des Verbandes der bosniakischen islamischen Vereine Österreichs
• sowie zwei schiitische Moscheen.
Je eine Moschee
• der Türkischen Föderation (österreichischer Ableger der nationalistischen türkischen Partei MHP, besser bekannt als Graue Wölfe)
• der UIKZ (Union Islamischer Kulturzentren, die dem türkischen İslam Kültür Merkezleri Birliği (IKMB) angehört)
• der Arabischen Kultusgemeinde
• und eine weitere große arabisch-sprachige Moschee
• als Vertreterin anderer Nationalitäten, eine pakistanische Moschee
• und eine Moschee, in der Deutsch gepredigt wird.
Fundamentalistische Tendenzen in vielen Einrichtungen
Nur zwei der untersuchten Moscheen unterstützen aktiv die Integration ihrer Mitglieder in die österreichische Gesellschaft und fordern diese ein. In mehr als einem Drittel der untersuchten Moscheen wird hingegen der Integration der Gläubigen in die Gesellschaft aktiv entgegenwirkt.Besonders in den türkischen Moscheen sind auch deutliche fundamentalistische Tendenzen zu erkennen. Dort wird vielfach ein offener Nationalismus gepredigt. In einer dieser Moscheen wird gar islamische Überlegenheit propagiert, die österreichische Mehrheitsgesellschaft und ihre Werte werden prinzipiell abgelehnt, genauso wie andere Weltanschauungen.
Deutliche Ablehnung österreichischer Werte
In acht der untersuchten Moscheen wird ein Weltbild gepredigt, das klar in Muslim/innen auf der einen und in „alle anderen“ auf der anderen Seite trennt. In sechs Moscheen findet zudem eine dezidierte Abwertung der westlichen Gesellschaft statt. Gemäß diesem Weltbild ist der Glaube nicht dem demokratischen Rechtstaat untergeordnet; vielmehr steht der Koran dort klar über den staatlichen Regeln und Gesetzen.
Starke Trennung nach Ethnien
Die Untersuchung zeigt auch, dass die Wiener Moscheelandschaft mehrheitlich stark nach Ethnien getrennt ist. So beten Menschen mit Wurzeln in Albanien, Bosnien oder auch der Türkei jeweils getrennt in eigenen Moscheen. Die Predigten in den untersuchten Gebetshäusern finden ausschließlich in der jeweiligen Landessprache statt; somit gibt es in den Moscheen kaum ethnische Durchmischung.
Deutsche Predigten als Ausnahme, meist kein Raum für Frauen
Moscheen, in denen auf Deutsch gepredigt wird, sind die große Ausnahme. Von den im Rahmen der Studie untersuchten Moscheen wurde nur in einer auf Deutsch gepredigt. Außerdem herrscht in den untersuchten Moscheen strikte Geschlechtertrennung. Frauen erhalten nur in wenigen Fällen ausreichend Raum für ihre Glaubensausübung. Sofern überhaupt Räumlichkeiten für Frauen vorhanden sind, finden sie oft nur in sehr beengten Nebenräumen der Moscheen Platz.
Foto Credit – www.wien.info