Page 19 - 45Ausgabeweb
P. 19
aturkatastrophen haben schwer- und nutzen dies als eine Art Ausdrucks-
wiegende negative psychische mittel. Es ist möglich, die traumabezo- 10 Hinweise für Eltern
NAuswirkungen auf Kinder. Nach genen Wahrnehmungen und Gefühle
größeren Katastrophen kann es zu von Kindern in ihren Spielen zu beob- Ein Trauma bedroht die physisch-psycholo-
einer posttraumatischen Belastungs- achten. In dieser Zeit denken Kinder gische Existenz und Integrität des Individu-
ums und stört das psychische und soziale
störung kommen. Für Personen, die aus altersbezogenen egozentrischen Gleichgewicht. Sie kann die Lebensqualität
ihr Trauma nicht überwinden können, Gründen vielleicht, dass sie für die Ka- einer Person erheblich einschränken und
können die Auswirkungen ihrer nega- tastrophen und traumatische Ereignis- kann sogar eine langfristige psychologi-
tiven Erfahrungen zu ernsteren Proble- se verantwortlich sind. Das Kind glaubt sche Behandlung erforderlich machen.
men führen. vielleicht, dass dieser Vorfall passiert 1) Sprechen Sie mit Kindern über Natur-
ist, weil es sich schlecht benommen katastrophen (Brand, Überschwemmung,
Kinder sind verletzbarer hat und nicht auf seine Eltern gehört Erdbeben) ihrem Alter und Entwicklungs-
Von traumatischen Ereignissen sind hat. Es ist daher sehr nachteilig, den stand entsprechend und bleiben Sie dabei
am stärksten Kinder und Jugendliche Kindern Dinge zu sagen, wie „Wenn ehrlich. Verwenden Sie keine falschen Aus-
betroffen. Sie sind in Bezug auf Trau- du dich schlecht benimmst, dann wird sagen wie „Es wird kein Brand oder keine
Flut mehr geben“.
mata stärker benachteiligt, weil sie unser Haus auch brennen“ oder „unser
verletzbarer als Erwachsene sind und Haus wird überflutet”. 2) Erklären Sie dem Kind, dass Katastro-
ihnen die notwendigen Lebenserfah- phen vorübergehend sind. Seien Sie ruhig
rungen, um solche Erfahrungen bewäl- Die schulische Leistung wird und lassen Sie die Kinder wissen, dass Sie
tigen zu können, fehlen. Die Reaktion beeinträchtigt als Erwachsene immer da sein werden, da-
mit die Kinder sich sicher fühlen. Bitte leug-
von Kindern auf Traumata ist anders als Posttraumatische Stressreaktionen nen Sie dabei jedoch nicht die Ernsthaftig-
die von Erwachsenen. führen den positiven Entwicklungs- keit der Lage.
prozess von Kindern im Schulalter (7-12
Aggressivität, Appetitlosigkeit, Jahre) in die gegenteilige Richtung und 3) Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit,
Verwirrtheit sind die Ursache für Fehlanpassungen. seine Gefühle und Gedanken zu diesem
Thema auszudrücken. Unterstützen Sie Ihr
Traumata können bei Säuglingen und Kinder im schulpflichtigen Alter kön- Kind dabei, das Geschehene in seinen eige-
Kleinkindern (0-3 Jahre) Entwicklungs- nen zu Vorschulverhalten zurückge- nen Worten und Sätzen auszudrücken.
probleme verursachen. Unter den be- führt werden. Der Erfolg des Kindes
obachteten Reaktionen können Re- kann abnehmen, es möchte vielleicht 4) Für manche Kinder gehört das Erzäh-
gressionsverhalten wie Verwirrtheit, nicht zur Schule gehen. Es kann auch len von Ereignissen zum Heilungsprozess.
Hören Sie ihm aufmerksam zu, spielen Sie
Ängstlichkeit, Bettnässen und Sprach- Verhaltensprobleme in der Schule zei- Spiele, die dem Entwicklungsstand des
probleme auftreten. Sie können nicht gen. Dazu gehören Rebellion, Aggres- Kindes entsprechen, malen Sie gemeinsam
von ihren Eltern fernbleiben, haben sivität und eine zu hohe Gesprächs- und erzählen Sie Ihrem Kind Geschichten
Schlafprobleme oder auch Albträu- freudigkeit. Auch repetitives Verhalten, und Märchen.
me. Es kann zu übermäßigen Weinen, Angst vor Naturereignissen wie Regen, 5) Beurteilen Sie nicht die Gefühle, die Ihr
Schreien, Schüchternheit im Umgang Wind oder Blitz oder Aufmerksam- Kind Ihnen erzählt, sondern versuchen Sie
mit Menschen, Vertrauensproblemen, keits- und Sprachproblemen können zu erklären, dass das, was es fühlt, natürlich
unkontrollierbarer Aggressivität, Appe- beobachtet werden. Jungs können ist.
titlosigkeit und Verdauungsproblemen sich mehr für Waffen und Kriegsspiele
kommen. Bei Kindern kann zudem das interessieren und können Schmerzen 6) Erhöhen Sie Ihren Körperkontakt. Umar-
men Sie Ihr Kind und zeigen Sie Ihre Liebe,
Nachspielen der Trauma-Situationen in ihrem Körper empfinden. indem Sie die körperlichen Grenzen und
beobachtet werden. Bedürfnisse Ihres Kindes respektieren.
Traumata können Jugendliche zum
Die Verwechslung von Fantasie mit Alkoholkonsum verleiten 7) Kinder nehmen die Erwachsenen um sie
Realität Stressreaktionen können zu schwer- herum als Vorbild. Seien Sie sich daher Ihrer
eigenen Gefühle, Gedanken und Verhal-
Die meisten posttraumatischen Stress- wiegenden negativen Konsequenzen tensweisen bewusst und versuchen Sie, ru-
reaktionen bei Kindern im Alter von 0-3 führen, die bei Jugendlichen (13-18 Jah- hig und optimistisch zu bleiben. Wenn Sie
Jahren können auch bei Vorschulkin- re) beobachtet werden können. Schlaf- in dieser Hinsicht Schwierigkeiten haben,
dern im Alter von 4-6 Jahren beobach- probleme sei es zu viel oder zu wenig suchen Sie professionelle Unterstützung.
tet werden. Bettnässen, Daumenlut- Schlaf, Appetitlosigkeit oder übermä- 8) Lassen Sie Kinder keine Nachrichten und
schen, das nicht mögliche Fernbleiben ßiges Essen, Übelkeit, Herzklopfen, Sendungen über Katastrophen sehen, die
von den Eltern, die Verwechslung von schnelleres Weinen, Neigung zu Alko- häufig in den Medien behandelt werden.
Fantasie mit Realität, plötzliche Auf- hol und/oder Drogen, Schuldgefühle Achten Sie genau darauf, was Sie neben
regung, Vermeidungsverhalten, Intro- und Hilflosigkeit, Wutausbrüche, Alb- Ihrem Kind sagen. Kinder bekommen viel
vertiertheit, Schuldgefühle, Albträume, träume, Konflikte mit den Eltern und mehr mit und verstehen viel mehr als ge-
dacht.
Nachtangst, zwanghafte Wiederho- auch Schulprobleme können häufiger
lung typischer Verhaltensweisen, Auf- vorkommen. Diebstahl oder Aggres- 9) Versuchen Sie, das übliche Alltagsleben
merksamkeitsprobleme, ängstliche sivität, übermäßige Aufregung und zu Hause aufrechtzuerhalten. Stellen Sie
Stimmung, Angst vor Tieren und Angst Ruhelosigkeit, Beziehungsunfähigkeit, sicher, dass alle Familienmitglieder zusam-
vor Fremden. Introvertiertheit und Halluzinationen men sind. Sorgen sie dafür, dass das Kind
so schnell wie möglich in einen geregelten
können ebenfalls zu den entsprechen- und geplanten Alltag einsteigt.
Es ist sehr nachteilig, Kinder zu den Konsequenzen gezählt werden.
erschrecken Darüber hinaus gehören negative Zu- 10) Geben Sie Ihrem Kind altersgerechte
Eines der wichtigsten Mittel der Selbst- kunftseinstellungen, mangelndes In- Aufgaben, um dem Kind dabei zu helfen,
darstellung für Kinder im Vorschulalter teresse an alltäglichen Aktivitäten und den Trauma-Prozess zu bewältigen. Da-
durch wird der Zusammenhalt innerhalb
sind Spiele. Sie spiegeln ihre positiven sogar Suizidversuche leider auch zu der Familie gestärkt und das Kind fühlt sich
oder negativen Erfahrungen und Emo- den Situationen, die nach Traumata sicher.
tionen direkt in ihren Spielen wider bei Jugendlichen beobachtet werden
können.
19 Ausgabe 45