Pflege und Betreuung: Bislang fast 600 im burgenländischen Anstellungsmodell mit Vorbildwirkung
LH Doskozil: „332 betreuende Angehörige und Vertrauenspersonen sind derzeit angestellt – bei fairer Entlohnung und sozialrechtlicher Absicherung. Fast 600 waren es bislang insgesamt.“
Rund 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause durch Angehörige gepflegt, laut GÖG-Studie wollen 98,5% der älteren Generation so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut werden. Das Burgenland bietet seit Oktober 2019 an, sich als Betreuungsperson bei der Pflegeservice Burgenland GmbH anstellen zu lassen, 578 Personen haben dieses Modell bislang insgesamt genutzt, ein erfreulicher Trend. „Das heißt, wir konnten im Burgenland fast 600 burgenländischen Familien ermöglichen oder zumindest erleichtern, dass ihrem Wunsch entsprochen wird“, betont Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Das burgenländische Anstellungsmodell für pflegende und betreuende Angehörige, das mittlerweile auf Vertrauenspersonen ausgeweitet wurde, erweise sich als notwendiges und erfolgreiches Projekt, zieht der Landeshauptmann Bilanz: „Im Burgenland setzen wir alle Hebel in Bewegung, um einem drohenden Pflegenotstand wirksam zu begegnen. Derzeit nutzen 332 Personen unser Anstellungsmodell – zum burgenländischen Mindestlohn von 2.200 Euro netto bei Vollzeit.“ Dank der Grundausbildung und der Erfahrung bietet das Modell auch die Basis für eine mögliche berufliche Zukunft in der Pflege.
Die Vorteile, neben dem burgenländischen Mindestlohn von 2.200 Euro netto bei Vollzeit: volle sozialversicherungsrechtliche Absicherung, Erwerb von Beitragszeiten für die Pension, auf Wunsch eine Ersatzkraft bei Krankheit, Anspruch auf Erholungsurlaub, unentgeltliche Grundausbildung und damit die Basis für neue Berufschancen in der Pflege. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil spricht abschließend einen weiteren Aspekt des Modells an: „Die Herausforderung der Pflege von Angehörigen wird meist von Frauen gestemmt – unentgeltlich. Unser Anstellungsmodell bestätigt das: 81 Prozent der betreuenden Angehörigen/Pflegepersonen sind hier weiblich. Diesen Frauen wird im Burgenland endlich nicht nur der Respekt entgegengebracht, den sie verdienen, sondern auch die finanzielle und sozialrechtliche Absicherung. Wer sich für diesen bedeutenden Job entscheidet, soll die besten Rahmenbedingungen vorfinden.“ Das Anstellungsmodell gilt für zu pflegende Kinder und Erwachsene mit Pflegestufe 3 bis 7. Insgesamt werden derzeit 105 Kinder betreut, das sind 34 Prozent.
Das Erfolgsmodell, betont der Landeshauptmann, sei europaweit gefragt und werde mittlerweile auch teilweise übernommen. In Oberösterreich wurde ein ähnliches Versuchsmodell zur Pflege von Angehörigen mit Behinderung gestartet, in Graz besteht seit März mit einem Testprojekt für 17 Personen die Möglichkeit, sich bei der Stadt anstellen zu lassen, wenn man einen Angehörigen pflegt. „Das zeigt einmal mehr, dass wir unserer Vorreiterrolle im Pflegebereich gerecht werden und unsere Modelle funktionieren.“ Der nächste sozialpolitische Meilenstein im Bereich Pflege und Betreuung im Burgenland ist das einzigartige Pflegestützpunktmodell, das den „Mittelbau“ der Pflege wohnortnah, leistbar und qualitativ hochwertig absichern soll. „Gemeinnützigkeit spielt aus meiner Sicht im Bereich der Pflege dabei eine wesentliche Rolle, denn das Geld soll in das Personal und die Qualität der Pflege fließen, Geschäftemacherei ist in dem Bereich im Burgenland nicht angesagt“, so Landeshauptmann Doskozil abschließend.