Deutsch

Netzausbaukosten fair und gerecht verteilen

„Die Vorteile von günstig erzeugtem erneuerbarem Strom sind noch nicht ausreichend bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern angekommen. Stattdessen erlauben die Rahmenbedingungen am Energiemarkt weiter überhöhte Gewinne für Energieunternehmen. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass die Netzkosten bedingt durch den dringend benötigten Netzausbau in den kommenden Jahren stark steigen werden. Dabei tragen aktuell die Haushalte den überwiegenden Teil der Kosten. Daher ist eine Reform der Netzentgelte unabdingbar, das schließt soziale Fairness und Gerechtigkeit natürlich mit ein. Gleichzeitig, und das ist mir wichtig zu betonen, gilt es auch Augenmaß zu halten, damit energie-intensive Betrieb und dabei insbesondere die Industrie nicht gefährdet werden“, so AK Niederösterreich Präsident und ÖGB Niederösterreich Vorsitzender Markus Wieser zum Auftakt des Dialogforums „Zukunft der Netze – Energiewende – wer trägt die Kosten“ im  Arbeitnehmer:innenzentrum der AK Niederösterreich in St. Pölten.

„Wir stehen bei der Energiewende vor großen Aufgaben: Eine leistbare und sichere Versorgung mit erneuerbarer Energie, ein effizienter und rascher Netzausbau und eine gerechten Netzkostenteilung. Und weil es uns in der Arbeiterkammer Niederösterreich und im ÖGB  Niederösterreich wichtig ist, auch in die Umsetzung zu kommen, haben wir zu diesem Dialogforum geladen“, so Wieser bei der Begrüßung der Expert:innen und Gäste.

CHRISTINER: GELINGEN DER ENERGIEWENDE ENTSCHEIDET SICH IM STROMNETZ 

„Aktuell ist das Bestandnetz der APG, den Anforderungen, den gesamten Stromverbrauch bis 2030 zu dekarbonisieren, nicht gewachsen. Es braucht dringend neue gesetzliche Rahmenbedingungen, um den Ausbau der Infrastruktur zu beschleunigen“, so DI (FH) Gerhard Christiner, technischer Vorstand Austria Power Grid ASG (APG). „Das Gelingen der Energiewende entscheidet sich im Stromnetz. Neben rascheren Genehmigungsverfahren braucht es vor allem eine fachkompetente Koordinierung des Ausbaus und eine Finanzierung zu marktüblichen Konditionen, so Christiner, der die Kosten dieses österreichweiten Ausbaus auf neun Milliarden Euro bezifferte. 

HENGST: STARKE UND INTELLIGENTE STROMNETZE NOTWENDIG

„Historisch wurden Kraftwerke in der Nähe der Verbrauchszentren geplant und gebaut“, so Ing. Dipl. Wirtsch. Ing (FH) Werner Hengst, Geschäftsführer Netz Niederösterreich GmbH. Durch die Energiewende werden nun viele „kleine“ Kraftwerke an den Rändern des Netzes installiert. Allein 2023 wurden in Niederösterreich 35.300 neue PV-Anlagen installiert und 10.000 PV-Anlagen erweitert. Diese wertvolle Energie muss dezentral aufgenommen werden und über ein starkes Leitungsnetz zu den Verbrauchern transportiert werden. Dafür braucht es starke und intelligente Stromnetze“, so Hengst. 

EMBERGER: IST DIE NETZENTGELTSTRUKTUR NOCH ZEITGEMÄSS? 

Mag.a Karin Emberger, stellv. Leiterin der Abteilung Tarife der Energiecontrol Austria verwies auf die zunehmenden Diskussionen um Netzentgelte. „Aktuell steigen die Netzentgelte vor allem wegen zusätzlicher Kosten für die Bereithaltung von thermischen Kraftwerken und für die Netzstabilisierung und wegen höherer Kosten für die Beschaffung von Netzverlusten. 

Es gilt, die Frage zu beantworten:  Ist die Netzentgeltstruktur noch zeitgemäß und ursachengerecht? Und was kann die Regulierung für weiterhin leistbare Netzentgelte beitragen?“

WIE FINANZIEREN WIR DEN NETZAUSBAU?

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion, an der neben den drei Vortragenden auch Joel Tölgyes, Msc. Energieökonom und Netzregulierungsexperte der AK Wien teilnahm, betonte Tölgyes die Wichtigkeit der Leistbarkeit von Energie. Die war in den letzten Jahren aber nicht gegeben, die Inflation wurde in erster Linie durch gestiegene Energiepreise gespeist. Auch die Energieerzeuger sollten ihren fairen Beitrag für die Investitionen der Netze leisten. 

Karin Emberger von der E-Control plädierte für innovative Finanzierungsmodelle des Netzausbaus. Der Staat könnte seine Bonität für die Investitionen in die Stromnetze zur Verfügung stellen, dadurch würden die Zinssätze sinken, auch Investitionszuschüsse des Bundes wären möglich. 

Gerhard Christiner von APG verwies auf Finanzierungsmöglichkeiten auf europäischer Ebene und schlug vor, Abschreibungsdauern zu verlängern oder Fremdkapital über Fonds einzubringen. 

Werner Hengst von Netz Niederösterreich verwies auf das hohe Kostenbewusstsein seines Unternehmens. „Die Energiewende findet im Osten Österreichs statt, ist aber ein österreichweites Ziel, Die Kosten müssen schon auch österreichweit aufgebracht werden“. 

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"