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MAK zeigt „PROTEST/ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“

MAK zeigt „PROTEST/ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“

Wien (OTS) Als gemeinsames Projekt des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt am Main und des MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien geht die Ausstellung“PROTEST/ARCHITEKTUR. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“ (MAK Ausstellungshalle OG, 14.2.–25.8.2024) den räumlichen Aspekten von Protestkulturen nach. Im Zentrum stehen politische Bewegungen, die sich im öffentlichen Raum geäußert und spezifische Architektur- oder Designobjekte hervorgebracht haben. Vom Körpereinsatz der Protestierenden bis hin zu Protestcamps – es ist ein ambivalentes, oft utopisches und mitunter risikoreiches Spektrum der Protestarchitektur, das die Recherche zur Ausstellung zutage brachte: von den Barrikadenkämpfen während der Julirevolution 1830 in Paris bis hinauf ins Heute.

„Proteste müssen stören, sonst wären sie wirkungslos. Wenn Protestbewegungen in den öffentlichen Raum ausgreifen und sich dort fortsetzen, wenn sie ihn blockieren, schützen und erobern, dann entsteht Protestarchitektur“, beschreiben Oliver Elser, Projektleiter und Kurator, DAM, und Sebastian Hackenschmidt, Kurator, MAK, die bauliche und räumliche Perspektive von Protest. Eine Vielzahl von Modellen und Fotos sowie eine eigens für die Ausstellung entstandene 16-minütige Filminstallation des Regisseurs Oliver Hardt zeichnen Protestereignisse in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit nach. Eine Original-Hängebrücke aus dem Hambacher Wald, eine über fünf Meter hohe „Tensegrity“-Struktur aus Wien und die Spitze eines „Monopods“ aus Frankfurt zeigen die überraschend ingenieurhaft-architektonischen Aspekte von Protestbauten.

Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden 13 Protestereignisse zwischen 1968 und 2023 aus Ägypten, Brasilien, Deutschland, Hongkong, Indien, Österreich, Spanien, der Ukraine und den USA. Dort entstanden jeweils Protestcamps von unterschiedlicher Dauer und mit sehr verschieden ausgeführten baulichen Strukturen: In Madrid wurde 2011 ein Platz mitten im Stadtzentrum mit Plastikplanen überdeckt, in Hongkong und bei „Occupy Wall Street“ in New York entstanden Zeltstädte, in Delhi dauerte eine Autobahnblockade mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die zu Häusern umgebaut waren, ganze 16 Monate, und in Österreich besetzte die „LobauBleibt!“-Bewegung von 2021 bis 2022 über acht Monate verschiedene strategisch wichtige Orte und errichtete mehrere Protestcamps.

Einige dieser Protestbewegungen konnten ihre Ziele erreichen, wie beispielsweise den Sturz der Regierung zu erzwingen (Tahrir-Platz-Proteste im „Arabischen Frühling“, Kairo, 2011 / Majdan-Bewegung, Kyjiw, 2013–2014), den Bau von Sozialwohnungen voranzubringen (MTST-Bewegung, Brasilien, seit 1997) oder einen Braunkohletagebau einzudämmen (Hambacher-Wald-Besetzung, seit 2012).

Die Architektur spielte für das Erreichen der Protestziele oft eine wesentliche Rolle. Der Majdan in Kyjiw, Ukraine, wurde während der zweieinhalb­monatigen, oft brutalen Auseinandersetzungen immer mehr zu einer Festung ausgebaut. Die brasilianischen MTST-Protestcamps hingegen sind filigrane Konstruktionen und können durch präzise Vorausplanung von Tausenden Wohnungslosen innerhalb von nur einer einzigen Nacht aufgebaut werden.

Vor allem die 13 Case Studies demonstrieren, dass in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten aus begrenzten Ressourcen experimentelle Bauten für ungewöhnliche Gemeinschaften auf Zeit entstehen können. Faszinierend ist in allen Fällen die Energie, Leidenschaft und Risikobereitschaft der Protestierenden.

Die Einbauten, Möbel und Gitterwände der Ausstellung stammen größtenteils aus vorhandenen Ausstellungsmaterialien des MAK. Das entspricht einerseits einem Prinzip der Protestarchitektur, wonach alles günstig und spontan verfügbar sein muss. Andererseits war es den Kuratoren wichtig, nachhaltig zu arbeiten, und im Ergebnis nicht „zu protestig“ zu sein.

Die in der Ausstellung thematisierten Protestereignisse sind nachzulesen in der begleitenden Publikation zur Ausstellung, die viel mehr als ein Katalog ist: In Form eines Lexikons macht sie ein weitverzweigtes Feld an Bezügen und Verweisen auf, von 1830 bis 2023, von A wie Abschütten bis Z wie Zwentendorf.

Eine ausführliche Presseinformation mit Beschreibungen der 13 Case Studies und der Highlights der Ausstellung sowie eine Auswahl von Pressefotos stehen unter https://www.MAK.at/presse/protestarchitektur zum Download bereit.

Eine Ausstellung des DAM – Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main, und des MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

Gefördert von der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien

Teilprojekt zur Architekturvermittlung in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung

Sponsor
Wienerberger AG

Pressekonferenz
Dienstag, 13.2.2024, 10 Uhr
Wir bitten um Anmeldung unter presse@MAK.at

Eröffnung
Dienstag, 13.2.2024, 19 Uhr
Eintritt frei zur Ausstellungseröffnung

Ausstellungsort
MAK Ausstellungshalle OG
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

Ausstellungsdauer
14.2.–25.8.2024

Öffnungszeiten
Di 10–21 Uhr, Mi bis So 10–18 Uhr

Kuratorisches Team
Projektleitung, Kurator DAM: Oliver Elser
Kurator MAK: Sebastian Hackenschmidt
Kuratorische Assistenz DAM, Recherche: Anna-Maria Mayerhofer
Wissenschaftliche Volontärin DAM: Jennifer Dyck
Assistenz MAK: Judith Huemer

Ausstellungsgestaltung
Something Fantastic (Elena Schütz, Julian Schubert, Leonard Streich)

Szenografischer Support
Vera Gärtner

Publikation
„Protestarchitektur. Barrikaden, Camps, raumgreifende Taktiken 1830–2023“, herausgegeben von Oliver Elser, Anna-Maria Mayerhofer, Sebastian Hackenschmidt, Jennifer Dyck, Lilli Hollein, Peter Cachola Schmal, Verlag Park Books, Zürich 2023, Deutsch/Englisch, broschiert, 528 Seiten, 230 farbige und 84 s/w-Abbildungen, Format 10,8 × 16,8 cm, 13 Case Studies, 68 Protestereignisse, 176 Lexikoneinträge von A bis Z, ISBN 978-3-03860-334-4. Erhältlich im MAK Design Shop und unter MAKdesignshop.at um € 19.

Umfangreiches Rahmenprogramm
Details unter MAK.at

MAK Eintritt
€ 16,50/15,50*; ermäßigt € 13,50/12,50*; jeden Dienstag 18–21 Uhr: Eintritt € 8/7,50*
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19
* Ticketpreis im Online-Vorverkauf

Rückfragen & Kontakt:

MAK Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Judith Anna Schwarz-Jungmann (Leitung)
Sandra Hell-Ghignone, Ulrike Sedlmayr
T: +43 1 711 36-213, -212, -210
presse@MAK.at
MAK.at

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