„kulturMontag“: Neues Wien Museum vor Eröffnung, „Le Grand Macabre“ an der Staatsoper, Hausners „Club Zero“ im Kino
„kulturMontag“: Neues Wien Museum vor Eröffnung, „Le Grand Macabre“ an der Staatsoper, Hausners „Club Zero“ im Kino
Danach: Dokupremiere „Licht.Macht.Kunst“ und „Aus dem Archiv“ zum 75er von Maria Bill – am 13. November ab 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 13. November 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2 gibt u. a. Einblicke in das neue Wien Museum, das kurz vor seiner Eröffnung steht, berichtet über die morgige (11. November) Staatsopern-Premiere von György Ligetis einziger Oper „Le Grand Macabre“ und begrüßt Regisseurin Jessica Hausner zu ihrem jüngsten Film „Club Zero“, der demnächst in den heimischen Kinos startet, live im Studio. Anschließend an das Magazin zeigt ORF 2 eine neue Ausgabe der Gesprächsreihe „Aus dem Archiv“ zum 75. Geburtstag von Schauspielerin und Sängerin Maria Bill (0.00 Uhr), den diese am 15. November feiert. Auf die Bühne des ORF-RadioKulturhauses begleitet sie Michael Schottenberg.
Apropos Maria Bill: Bereits in der „matinee“ am Sonntag, dem 12. November, um 10.00 in ORF 2 würdigt eine Ausgabe der ORF-Porträtreihe „Orte der Kindheit“ die Jubilarin. In dem Film aus dem Jahr 2016 besucht die Wahlwienerin gemeinsam mit ORF-Kulturjournalist Peter Schneeberger ihren Schweizer Heimatort Trogen, wo sie außergewöhnliche Kindertage erlebte.
Museumpolitischer Meilenstein? Das neue Wien Museum vor Eröffnung
Es war noch gar nicht eröffnet, da klagte man schon: Das Wien Museum, 1959 als „Historisches Museum der Stadt Wien“ am Karlsplatz erbaut, ist zu klein geraten. Zum 50-Jahr-Jubiläum startete der damalige Direktor Wolfgang Kos einen neuen Versuch und wünschte sich dringend einen Zu- oder gar einen Neubau an einem anderen Standort. Doch einzig das Rebranding, die neue Dachmarke des alten Hauses als Wien Museum, ist ihm dabei gelungen, um zumindest eine neue Dynamik, Selbstbewusstsein, Aktualität und Urbanität zu signalisieren. Und so begann eine für Wien wohl ganz typische „unendliche Geschichte“: 15 Jahre lang wurden Ideen gewälzt und wieder verworfen, erfolgten zwar partielle kleine Modernisierungen, aber der große Wurf blieb aus – konkrete Pläne konnten u. a. angesichts des denkmalgeschützten Baus, kulturpolitischer Unwegsamkeiten sowie Standortdiskussionen und knapper Budgets bisher nicht realisiert werden. 2015, schon unter dem neuen Direktor Matti Bunzl, setzte sich schließlich im Rahmen eines Architekturwettbewerbs unter 74 Einreichungen aus 26 Ländern das österreichische Architektenteam Winkler + Ruck und Ferdinand Certov durch. Es plante, den denkmalgeschützten Bau durch eine schwebende Konstruktion auf dem Dach zu erweitern. Das neue Wien Museum soll 108 Millionen Euro kosten, die allein durch das Stadtbudget finanziert werden, und endlich mehr Platz für rund eine Million Exponate bieten – wie etwa Bruno Kreiskys legendären Rover oder Peter Altenbergs kompletten Nachlass, die bis dato in Depots vor sich hin verstaubten. Am 6. Dezember wird das neue Haus feierlich eröffnet. Der „kulturMontag“ begibt sich vorab auf Lokalaugenschein.
Pop-Avantgardist an der Wiener Staatsoper: György Ligetis „Le Grand Macabre“
György Ligeti hat Avantgarde-Musik für ein großes Publikum erschlossen. Seine Kompositionen sorgten beim Kinopublikum für Gänsehaut und versetzten Konzertbesucher:innen in schiere Begeisterung. Mit seinen hypnotischen Klängen hat der österreichische Komponist ungarischer Herkunft, dessen Geburtstag sich heuer im Mai zum 100. Mal jährt, Hollywoodfilmen wie „2001 – Odyssee im Weltraum“, „Shining“ und „Eyes Wide Shut“ Tiefe und Bedrohlichkeit verliehen. Die von Meisterregisseuren wie Martin Scorsese und Stanley Kubrick so gern eingesetzte Musik ist der bekannteste Teil eines großen und facettenreichen Werks. György Ligeti kam durch Kubrick zwar zu Ruhm, aber nicht zu Geld. Denn der Filmemacher hatte für seine „Space Odyssey“ Ligetis „Atmosphères“ einfach geklaut. Der 1923 geborene Sohn ungarischer Eltern in Siebenbürgen, der nach dem Ungarn-Aufstand 1956 nach Wien floh und die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, ist wohl der populärste unter den Avantgardisten, auch wenn er mit seinen komplexen Kompositionen kompromisslos neue Wege beschritt. Mit seiner einzigen Oper „Le Grand Macabre“ gelang Ligeti 1973 ein großes diskursives Welttheater, in dem er nichts weniger als eine bevorstehende Apokalypse zu Fall bringt. Er schuf darin ein imaginäres Schlaraffenland, ein Sodom und Gomorrha voller Suff und Sex, das Regie-Star Jan Lauwers nun auf die Bühne der Wiener Staatsoper bringt. Lauwers inszeniert diese Geschichte vom Weltuntergang in üppigen Bildern: Die gesamte Szenerie von „Le Grand Macabre“ ist mit den Gemälden von Pieter Bruegel verbunden, jede einzelne der Körperarbeiten von ihm inspiriert. Ein Mysterienspiel, voll von absurdem Klamauk und schwarzem Humor, in dem der Jüngste Tag schlussendlich in einem kollektiven Besäufnis verschlafen wird. Der „kulturMontag“ berichtet über die Premiere am 11. November.
Essen als Ideologie – Jessica Hausners Film „Club Zero“ in den Kinos
Immer mehr Menschen, vor allem Jugendliche, überdenken ihre Ernährungsgewohnheiten, liegt doch bewusstes Essen voll im Trend. Doch was passiert, wenn aus „langsamer“ und „weniger“ irgendwann „gar nicht mehr“ wird? Die Wiener Filmemacherin Jessica Hausner zeigt in ihrem neuen Werk „Club Zero“ eine sehr reale Bedrohung. Denn in dem vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten Schuldrama herrscht radikale Diät. Hausners bissige Sozialsatire, in der sie Essstörungen ganz schonungslos zeigt, wurde schon bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert. Sie siedelt ihre Geschichte in einer englischen Eliteschule an, an der es auch einen Kurs für „Bewusste Ernährung“ gibt. Die neue mysteriöse Lehrerin, dargestellt von Mia Wasikowska, hat allerdings eine Agenda, von der die Schule nichts weiß: In sektenartigem Eifer will sie Teenagerinnen und Teenagern das Essen gänzlich abgewöhnen. Fünf ihrer Schützlinge verfallen ihr, verweigern jede Nahrung und werden schließlich auch für ihre Eltern, die es irgendwie schaffen, hochbesorgt und emotional vernachlässigend zugleich zu sein, unerreichbar. Hausners surreales Psychodrama ist scharfsinnig, überdreht, lustig und beklemmend gleichermaßen. Über ihr jüngstes Werk, das nächste Woche in den heimischen Kinos startet, und Themen wie Essen als Ideologie spricht die Wiener Regisseurin live im Studio.
Nach dem Magazin: Dokumentation „Licht.Macht.Kunst“ (23.15 Uhr)
„Und Gott sprach: Es werde Licht!“ Das alttestamentarische Zitat verweist darauf, wie sehr der Umgang der Menschheit mit Licht seit Jahrtausenden religiös und mythologisch aufgeladen ist. Mentalitätsgeschichtlich steht Licht für die Überwindung von ideologischer Verdunkelung. Die Zeit der Aufklärung heißt im Englischen „The Age of Enlightenment“. Und immer schon war die Verwendung von Licht Herrschaftsinstrument: Kaiser, Könige und Klerus hatten es in der Hand, was erstrahlen und was im Dunklen bleiben sollte. In der Kunst sind Lichtquellen Arbeitsmaterial: Ohne das technische Wissen um den Einsatz von Licht gäbe es weder Film noch Fotografie. Und Kunstschaffende thematisieren ökologische Herausforderungen in einer Zeit von Klimawandel und Energiekrisen. In seiner erhellenden Doku beleuchtet Regisseur Martin Vogg die Zusammenhänge von Kunst, Macht und Licht.
Die Nacht wurde in unseren Großstädten zusehends zum Tag gemacht:
Lichtverschmutzung ist das Schlagwort der Stunde. Siegrun Appelt setzt dem etwas mit ihrer Kunst entgegen: „Slow Light Projects“ nennt sie eine ihrer Aktionen, mit der sie durch Reduktion von Licht neues nächtliches Erleben ermöglichen will. Und der dänische Kunst-Star Ólafur Eliasson thematisiert in seinen Arbeiten die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit.
Über den Einsatz von Licht wurde und wird stets darüber entschieden, worauf die Aufmerksamkeit der Menschen gelenkt wird – und was im Dunkeln bleiben soll. Heute wird Kerzenlicht mit Romantik assoziiert, spätestens ab den Herrschern des Absolutismus im Barock wurde es zur Demonstration von Macht eingesetzt. Wurden die Menschen in der Kirche durch die Helligkeit der mit teuren Kerzen erleuchteten sakralen Räume beeindruckt, zeigten nächtliche Feste in den Schlössern den Untertanen auf, dass es sich die Herrschaft leisten konnte, in der Nacht zu feiern, während sich alle anderen für den nächsten Arbeitstag ausrasten mussten. Mit der künstlichen Beleuchtung zunächst durch Gas und dann durch elektrischen Strom veränderte sich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben radikal. Auf der einen Seite entstand ein reges Nachtleben mit entsprechender Freizeitindustrie, zum anderen konnte in den Fabriken nun auch in der Nacht gearbeitet werden. So wurde Licht zu einem Träger des Kapitalismus. Später pervertierten die Nationalsozialiten das positiv konnotierte Licht für ihre Zwecke. Mit Fackeln und Flakscheinwerfern inszenierten sie sich als Heilsbringer – und stürzten die Welt in tiefe Finsternis.
Regisseur Martin Vogg folgt dem Licht in das barocke Schloss Eggenburg, wo nächtliche Führungen bei Kerzenlicht stattfinden, oder in das Kunstmuseum Wolfsburg, wo derzeit eine Schau der (Licht-)Künstlerin Kapwani Kiwanga zu sehen ist. Weitere Stationen sind u. a.das Studio von Kameramann und Fotograf Thomas Benesch sowie das Burg- bzw. Akademietheater, wo Norbert Piller als Lichtmeister Akzente auf der Bühne setzt. Eine der von ihm mitgestalteten Inszenierungen: „Am Ende Licht“.
„Aus dem Archiv: Maria Bill“ (0.00 Uhr)
„Wenn ich singe, dann bin das ich“ – dieses Zitat der französischen Chansonnière Édith Piaf begleitet Maria Bill ihr ganzes Künstlerleben lang. Wie auch die Piaf selbst, deren Geschichte sie seit fast 40 Jahren sensationell verkörpert. Die Schauspielerin und Sängerin, die am 15. November ihren 75.Geburtstag feiert, lässt bei Christian Reichhold und Regina Nassiri im ORF RadioKulturhaus ihre erfolgreiche Karriere Revue passieren. Neben ihr auf der Bühne nimmt Reiseautor, Regisseur und Schauspieler Michael Schottenberg Platz, der das private und künstlerische Leben „der Bill“ kennt wie kein anderer. Gemeinsam haben sie im Schauspielhaus, dem von ihnen gegründeten „Theater im Kopf“ und dem Volkstheater die Wiener Theatergeschichte über Jahre entscheidend und sehr erfolgreich mitgeprägt. „Die Bill kann einfach alles spielen und singen kann sie auch noch. Sie wäre längst ein Weltstar, wenn sie nicht in der falschen Hemisphäre aufgeschlagen wäre“, streut ihr Schottenberg Rosen. Zahlreiche Ausschnitte aus dem ORF-Archiv belegen die unglaublich breite künstlerische Palette der Ausnahmekünstlerin.
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