Bildung

Türken in Österreich seit 1963

Die Migration von der Türkei nach Österreich begann mit dem 1964 zwischen Österreich und der Türkei unterzeichneten Arbeitsmigrationsabkommen.

Die eigentliche Migration geschah jedoch Ende der 1970er Jahre. Die ersten Migranten waren zu Beginn Männer, doch ab Ende der 1970er Jahre nahm aufgrund der Familienzusammenführung die Zahl der zuwandernden Frauen und Kinder auch zu. Mit dem Unterzeichnen des Arbeitsmigrationsabkommen hatte Österreich eigentlich das Ziel, dass die Migranten, die als Gastarbeiter in das Land eingereist waren, nach einigen Jahren wieder in ihre Länder zurückkehren und durch neue Gastarbeiter ersetzt wurden. Jedoch hat sich die Situation nicht so ergeben, wie Österreich es sich erhofft hat. Andererseits war das Ziel der Migranten auch nicht, sich dauerhaft in Österreich niederzulassen, sondern etwas Geld zu sparen und in ihre Heimat zurückzukehren. Doch da sich die wirtschaftlichen Bedingungen nicht so entwickelten, wie sie es sich vorgestellt hatten, entschieden sich die Migranten, die als Gastarbeiter nach Österreich kamen, mit der Zeit in Österreich zu leben. Durch Familienzusammenführungen und Geburten entwickelte sich der Prozess der Zunahme der Migranten anders als von den österreichischen Institutionen erdacht.

Anfangs ignorierten die „Gastarbeiter“ ihre Gewohnheiten, ihre Familie, die Sprachbarriere und die fremde Kultur, akzeptierten die harten Arbeits- und Lebensbedingungen und arbeiteten mit großer Bereitschaft. In den ersten Jahren nach der Migration lebten die Gastarbeiter unter sehr schwierigen Bedingungen in kleinen Häusern wie Schlafsäle, die nicht einmal über ein eigenes Bad und Toilette verfügten. In diesem Land, deren Sprache und Kultur für die Migranten fremd war, wurde ihnen zur Anpassung keine Unterstützung gegeben und sie wurden oft als ungelernte Arbeitskräfte in den schwierigsten Arbeitsbereichen beschäftigt. Aus dieser Sicht haben die Migranten einen großen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung von Österreich.

Bis in die 1990er Jahren gab es keine besonderen Planungen und Unterstützungen für die Anpassung der Migranten, da das einzige Ziel darin bestand, die Arbeitskraft zu nutzen. Im Jahre 1997 während der Bearbeitung der gesetzlichen Regelung zur Anpassung gab es ein wichtiges Detail, das nicht beachtet wurde. Die Anpassung wurde nur seitens der Migranten erwartet. Die Voraussetzung, dass die Bevölkerung in Österreich auch sich an die Migranten anpassen musste, wurde nicht berücksichtigt. Die Frage, ob nur eine Bereitstellung deutscher Dolmetscher als eine Unterstützung zur Anpassung wahrgenommen werden kann, kam gar nicht in die Sinne.

Genau in diesem Jahr sahen die rechtsextremen Parteien die Migranten als Bedrohung und gingen mit rassistischen und diskriminierenden Bemerkungen auf Stimmenfang.

Wie kam es dazu, dass die Migranten, die so viel zur Entwicklung des Landes beigetragen haben, plötzlich als Risiko wahrgenommen und zu einem politischen Thema geworden sind?

Seit Jahren wird davon gesprochen, dass die Migranten sich nicht an Österreich anpassen können. Aber was ist denn die Erwartung von einer Anpassung?

Das eigentliche Unwohlsein der rechtsextremen politischen Sichtweise ist, dass der Gastaufenthalt der Migranten, die sie als Gastarbeiter betrachten, beendet ist. Der Gast ist nun Gastgeber geworden. Die Migranten sind nicht mehr vorübergehend, sondern haben sich eingelebt und sind ein Teil von Österreich. Sie sind nicht mehr nur Arbeiter, sondern Arbeitgeber, Arzt, Ingenieur, Polizist und Soldat. Die Kinder der Migranten sind inzwischen in allen Bereichen präsent.

Seit 2000 engagieren sich auch Politiker mit türkischer Herkunft aktiv in der österreichischen Politik. Leider, muss man um in der Politik zu existieren entweder anti-Türkei-Rhetorik machen oder die Politik der Partei, denen man zugehört, ohne sich zu engagieren bedingungslos akzeptieren und verteidigen. Es ist fast unmöglich, selbst die Aussagen türkischer Politiker in ihren Muttersprachen zu finden. Diese Politiker tauchen von Wahl zur Wahl auf um Stimmen für ihre Partei zu sammeln und verfallen nach den Wahlen wieder in Schweigen.

Während die österreichische Politik Diskriminierung und damit Zorn unter der Bevölkerung auslöst, stärkt die Unzulänglichkeit der Migranten in der Politik die rassistischen Parteien. Die durch dieses Schweigen entstandene Lücke wurde von der Politik der Gemeinschaften gefüllt und diese falsche Entstehung wurde um die politischen Interessen nicht zu beschädigen nicht thematisiert. Infolgedessen haben unzureichende und unangemessene politische Strukturen zur Stärkung rassistischer Parteien geführt und durch die in diesem Sinne verabschiedeten Gesetze wurde das Leben muslimischer Migranten erschwert, so dass sie allein und hilflos blieben.

– Ist es nicht eine Diskriminierung für Kinder, die mit der Grundschule anfangen, in getrennten Klassen unterrichtet zu werden, mit der Erklärung, dass sie nicht gut genug Deutsch sprechen können?

– Ist es nicht eine Diskriminierung die türkischen Erklärungen der Führerscheinprüfungen abzuschaffen?

– Ist es nicht eine Diskriminierung, dass andere religiöse Symbole frei sind und, dass es beim Kopftuchverbot, die auch ein religiöses Zeichen darstellt, dieses nicht zutrifft?

– Wie kam es dazu, dass plötzlich die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft auftauchte und tausende österreichische Staatsbürger mit türkischer Herkunft mit dem Risiko konfrontiert wurden ihre Staatsbürgerschaft zu verlieren?

– Mit der Aussage, dass die Familien, die ihre Kinder nicht in die Grundschule schicken zur einer Geldstrafe verhängt werden sollen, schaffte Sebastian Kurz eine negative Wahrnehmung über die Migranten und bringt die Frage „Wie viele Kinder wohl in diesem Land nicht in Schule geschickt werden?“ in dem Sinn. Wie können insbesondere Politiker mit Migrationshintergrund schweigen, während Diskurse, die mit unbegründeten Behauptungen Rassismus stärken, eine Prämie darstellen?

In Österreich, wo religiöse Überzeugungen gesetzlich geschützt sind, jedoch das Kopftuchverbot für Schüler und Lehrer der Sekundarstufe gelten wird, wird es für die muslimische Bevölkerung fast unmöglich sein, ihren Glauben frei zu leben. Möglicherweise werden sogar nichtösterreichische Staatsbürger nicht einmal von kommunalen Wohnmöglichkeiten profitieren können und eingewanderte Kinder werden schon in ihren ersten Lebensjahren ausgegrenzt und diskriminiert.

Es ist längst die Zeit, dass die Migranten, die sich ihrer bisherigen Stärke nicht einmal bewusst waren, so schnell wie möglich dieses Bewusstsein aufbauen und eine Gemeinsamkeit gegen die Ungerechtigkeit werden. Heute ist der Tag, morgen kann es zu spät sein!

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