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sei, egal ob das Haus 30 oder 70 rund 700 Personen eine Dip- che Investitionen. Aufgrund von
Betten habe. "Die gesetzlichen lompflegeausbildung, künftig Untersuchungen ist bekannt,
Vorgaben, wie und wann die Ar- sollen es nur noch 570 sein. Pes- dass jede Investition in die pfle-
beitszeiten zu vereinbaren sind, serl: "Gute Arbeitsbedingungen gerische Versorgung eine drei-
werden fast nie eingehalten." machen einen Beruf attraktiv. bis vierfache positive gesamt-
Aufgrund der enormen Belas- Damit Pflegekräfte wieder ger- gesellschaftliche Wirkung hat:
tungen verlassen viele Beschäf- ne arbeiten gehen, muss vieles "Pflege darf daher nicht auf eine
tigte den Pflegebereich, neue verbessert werden. Wir appel- Kostenfrage reduziert werden.
Kräfte kommen kaum nach. Die lieren daher dringendst an die Pflege sichert die Lebensquali-
Pflegereform war zwar ein wich- Politik, Maßnahmen zur Ver- tät der österreichischen Bevöl-
tiger Schritt in die richtige Rich- besserung der Arbeitsbedin- kerung."
tung, hat zugleich jedoch für gungen in der Pflege jetzt um-
weiteren Unmut gesorgt. Denn zusetzen." Pesserl fordert von
beim Pflegebonus und der zu- Land und Bund weitere tiefgrei-
sätzlichen Entlastungswoche fende Reformen und zusätzli-
für alle Pflegekräfte wurde auf
viele Berufsgruppen "verges-
sen", kritisiert Eiletz und nennt
ein Beispiel aus der Behinder-
tenbetreuung: Eine Pflegeas-
sistentin und eine Sozialpäda- DIE FORDERUNGEN DER AK IM ÜBERBLICK
gogin machen dieselbe Arbeit,
aber nur die Pflegeassistentin Diese Maßnahmen enthält der Forderungskatalog der stei-
erhält Bonus und Entlastungs- rischen Arbeiterkammer an die Bundesregierung und die
woche. Landesregierung:
Mehr Investitionen • zeitgemäße Personalberechnungsmodelle
"Seit vielen Jahren weisen wir
darauf hin, dass es bessere Ar- • nachvollziehbare und bedarfsgerechte Mindestbesetzun-
beitsbedingungen und einen gen – auch während der Nacht
besseren Personalschlüssel
braucht", betont AK-Präsident • die Berücksichtigung aller Fehlzeiten bei der Personalbe-
Josef Pesserl. "Das Pflegeper- darfsberechnung
sonal hat in den letzten 20 Jah-
ren immer neue Aufgaben er- • ein Verbot der kurzfristigen "Indienstholung" bei Ausbau
halten, die Personalplanung im von Bereitschafts- und Pooldiensten
Hintergrund wurde aber nicht
angepasst. Jetzt wurden wie- • Außerdienstplanmäßige Arbeitsleistungen sind als Über-
der Maßnahmen gesetzt, von stunden zu werten
denen die Pflegekräfte pro-
fitieren sollen, wie etwa die • Erhöhung des amtlichen Kilometergeldes
sechste Urlaubswoche oder die
Ausweitung der berufsrechtli- • Pflegebonus und Entlastungswoche für alle
chen Kompetenzen. Aber diese
Maßnahmen bezahlen sich die • Schaffung attraktiverer Arbeitszeitmodelle
Beschäftigten selbst, denn der
Personalschlüssel wurde wie- • die gesetzliche Verankerung von Supervision in der Ar-
der nicht angehoben, wodurch beitszeit
sich die Arbeit weiter verdich-
tet." Die chronische personelle • bessere Anerkennung der Pflegearbeit als pensionsversi-
Unterbesetzung muss raschest cherungsrechtliche Schwerarbeit
beendet werden. Auch bei der
Ausbildung neuer Pflegekräfte
besteht akuter Handlungsbe-
darf, denn der Trend ist alarmie-
rend: Im Jahr 2010 durchliefen
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