Page 11 - 39_Ausgabe_web
P. 11

„Gerüchte wie „Die Zigarette lässt einen schlanker und frischer aussehen und sorgt für Entspan-
          nung“, führt zu einer allgemein gültigen Gruppenrealität und somit dazu, dass Jugendliche wehr-
                                         los gegenüber der Tabaksucht sind.“

       MAN SOLLTE AUF DIE
       FREUNDESBEZIEHUNGEN ACHTEN!
       Dr. Duygu Dinçer betont, dass inter-
       familiären  Konflikte  und  Auseinand-
       ersetzungen bei der Entstehung der
       Tabaksucht eine Rolle spielen können
       und fügt hinzu: “Eine Vielzahl der Ju-
       gendlichen können nach Streitigkeit-
       en mit Eltern Proteste erheben, indem
       sie beginnen, Tabak zu konsumieren.

       Mit anderen Worten, kann der Tabak-
       konsum bei Jugendlichen im Ent-
       wicklungsalter auch als eine Art der
       Rebellion gegen elterliche Autorität
       angesehen werden.“ Dr. Dinçer nim-
       mt auch Bezug auf die Tabaksucht so-
       wie auf die Beziehung zu Altersgenos-
       sen: „Kinder und Jugendliche, die
       Tabakkonsumenten in der Clique ha-
       ben,  befinden  sich,  im  Gegensatz  zu
       denen, die keine Tabakkonsumenten
       im Freundeskreis haben, eher unter   Dr. Duygu Dinçer gibt Eltern folgende Ratschläge, was Sie gegen den Tabak-
       Risiko. Untersuchungen zeigen, dass                konsum ihrer Kinder unternehmen könnten:
       sich  Jugendliche  10-fach  mehr  unter
       Risiko  befinden,  die  drei  oder  mehr   • Im Falle, dass Kinder und Jugend-   • Das Erscheinungsbild „erwachsen
       Tabakkonsumenten im Freundeskreis       liche Tabak konsumieren und die El-  auszusehen“ während des  Tabak-
       haben. Hierbei spielen Bedürfnisse      tern sich dessen bewusst sind (auch.   konsums, erweckt bei manchen Kin-
       der Jugendliche, Nahbindungen zu        wenn sie diese nicht Befürworten)   dern  und  Jugendlichen,  die  unter
       knüpfen, eine entscheidende Rolle.      ist, einer der besten Methoden zu   Selbstvertrauensproblemen leiden,
       Jugendliche, die sich aus den Freun-    beobachten, zu welchen genauen     Selbstwert und Stärkegefühle. Es
       desgruppen nicht ausgegrenzt fühlen     Zeiten das Kind Tabak konsumiert,   spielt eine wesentliche Rolle, dass
       möchten, bevorzugen es, sich den Ver-   die Routine des Kindes zu ermitteln   Eltern; die einen Selbstwertprob-
       haltensweisen ihrer Altersgenossen      und anschließend das Kind dabei zu   lem  bei ihrem Kind  feststellen,  eine
       anzupassen.  Gerüchte  wie  „Die  Ziga-  unterstützen, genau diese Zeitspan-  selbstwertregenerierende psychoso-
       rette lässt einen schlanker und frischer   nen  mit  effizienteren  Aktivitäten  zu   ziale Hilfsmechanismus anbieten.
       aussehen und sorgt für Entspannung“,    besetzen.
       führen zu einer allgemeinen Gruppen-                                       • Schüler mit schlechten schulischen
       realität und somit dazu, dass Jugend-   • Die meisten Kinder und Jugendli-  Leistungen, stellen bezüglich des Ta-
       liche  wehrlos  gegenüber  der  Tabak-  che bevorzugen Tabak auf Grund des   bakkonsums  eine  riskantere Risiko-
       sucht sind. Allein die Marke, die Sorte,   Entspannungs- und Vergnügungs-  gruppe  im  Gegensatz  zu  Schülern
       die  enthaltenen  Aromen  der  konsu-                                                       faktors. Physiologische Bedürfnisse   mit guten schulischen Leistungen
       mierten Zigarette führen innerhalb des   des Körpers wie diese können auch   dar. Eltern sollten ihren Kindern die
       Freundeskreises zu einer normativen     durch sportliche Aktivitäten ersetz   Möglichkeit einer Unterstützung für
       Eigenschaft. Außerdem können auch       werden.  Aus  diesem  Grund  können   ihre schulischen Leistungen anbie-
       Gründe, wie „cooler“ im Freundeskreis   Unterstützungen der Kinder und Ju-  ten, sodass sie sich sowohl individuell
       angesehen  zu  werden  oder  ausrei-                                               gendlichen in sportlichen Bereichen   als auch im Freundeskreis wertvoller
       chend wahrgenommen zu  werden,          als ein Beistandsfaktor zur Entwöh-  und kompetenter fühlen.
       dazu führen, dass Jugendliche anfan-    nung des Tabakkonsums dienen.
       gen, Tabak zu konsumieren.“                                                • Jugendliche; deren Familien ihre
                                               • Die meisten Jugendliche sehen Zi-   Fähigkeit des „Nein“ Sagens unter-
                                               garetten als Lösungswege für Kum-  stützen und dem Tabakkonsum ge-
                                               mer  -  und  Stresssituationen.  Eltern   genüber logische Begründungen
              „Die Tabakindustrie              können sich mit dem Schulstart     entwickeln, sowie zu einer Wertori-
            beeinflusst über diverse           ihres Kindes von dienstleistenden   entierung und oppositioneller Hal-
            Kommunikationskanäle               psychologischen Beratern an den    tung verhelfen, sind selbst in Le-
            wie soziale Medien, dem            angeschlossenen Bildungsinstituten   bensabschnitten  in  denen  Einflüsse
           Fernseher oder über Kinos           darüber informieren, wie Situationen   der Freunde eine ausschlaggebende
              die aktuelle und die             zu Hause und in der Schule zu be-  Rolle spielen; wie z.B. in der Pubertät;
            zukünftige Meinung der             wältigen sind und ihre Kinder dabei   in der Lage, den suchtantreibenden
            Kinder und Jugendliche             unterstützen.                      Auswirkungen der Altersgenossen
           über Tabak. Insbesondere                                               Widerstand zu leisten.“
             soziale Medien haben
           einen enormen Einfluss.“



                                                                                                 11    Ausgabe 39
   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16