Verhalten statt Worte in der Kindererziehung!
Aggressive Haltung und Verhalten kann mit vielen Faktoren wie Eltern, sozioökonomische Situation, Gesellschaftsstruktur und insbesondere geschlechtsspezifische soziale Normen in Verbindung gebracht werden. Gewalt ist eine Folge, und es ist nur möglich, Gewalt zu eliminieren, wenn man sich darüber bewusst ist, wie es dazu kommt.
Klinische Psychologin
Müge LEBLEBİCİOĞLU ARSLAN
Wut ist eines der grundlegenden menschlichen Gefühle. Aufgrund seiner destruktiven Auswirkungen ist ein richtiger verbal-verhaltensbezogener Ausdruck von entscheidender Bedeutung. Im Laufe der Zeit lernen viele Menschen, ihre aggressiven Impulse zu kontrollieren und sie auf Ereignisse zu lenken, die von der Gesellschaft mehr akzeptiert werden. Die Grundlage dieses Lernens findet zunächst in der Familie statt.
Jedes Verhalten, das einem anderen körperlich oder psychisch schadet, wird als Aggression definiert. Daher birgt sich gewalttätiges Verhalten in Aggression. Gewalt ist jedes Verhalten und Wort, das eine Person daran hindert, sich aus Verletzungen, Tod oder bio-psycho-soziale zu entwickeln. Gewalt ist eine destruktive Handlung, egal ob sie körperliche oder psychische Elemente umfasst oder sich auf Menschen bzw. Tiere oder Objekt richtet.
Die Familienstruktur spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Kinder
Die Identifizierung, die einen wichtigen Platz in der Persönlichkeitsbildung einnimmt, erfolgt bei Kindern durch die Modellierung von Familienmitgliedern und spielt eine entscheidende Rolle bei der emotional-sozialen Entwicklung in ihrem zukünftigen Leben. An dieser Stelle ist die Haltung der Eltern sehr wichtig. Es hat sich erwiesen, dass Kinder, die in verständnisvollen und konsistenten Familien aufwachsen, sozial sensibler in ihren Beziehungen sind, ihre Gefühle und Gedanken durchaus erfolgreich ausdrücken und ihr Verhalten besser kontrollieren können. Als Kehrseite hiervon zeigt sich, dass die Kinder aus Familien mit streng autoritärer Einstellung dazu neigen, ihre Gefühle und Gedanken aggressiver auszudrücken und sich schwer dabei tun, ihre innere Welt zu erklären. Diese Personen können dann dazu neigen, das Bedürfnis zu entwickeln, ihr Leben lang von jemandem kontrolliert zu werden oder selber ein extremes Kontrollverhalten gegenüber Menschen und Dingen zu entwickeln. Im Erwachsenenalter können diese Personen ein Beziehungsmodell entwickeln, das nicht auf Vertrauen und Verständnis basiert und können eine unterdrückend-strenge Haltung zeigen. Man kann beobachten, dass Kinder mit einer begrenzten Fähigkeit, ihre Triebe zu kontrollieren, aus einer elterlichen Einstellung stammen, die übermäßig freiheitsbietend und alles-bietend ist, keine Grenzen hat und somit auch keine Einschränkungen hat. Daher ist ein Vertrauen gebende, unterstützende, tolerante Haltung sehr wichtig für eine gesunde psychosoziale Entwicklung.
Worte bleiben begrenzt auf wenige Sekunden in ihrer Dauer aber lassen ihre Spuren ein Leben lang
Man kann sagen, dass nach einer Kindheitsphase, in der das Kind vernachlässigt wurde, eine Phase beginnt, in der stets statt positiver Verhaltensweisen negative Verhaltensweisen wie etwa das Betonen von Enttäuschungen, Demütigungen und ein auf Wut basierendes impulsives Verhalten beobachtbar sind.
Gewalt beginnt in Aussagen und führt zu Taten…
Wenn das Kind unerwünschtes Verhalten zeigt oder ausführt, sollten beleidigende Worte und Verhaltensweisen vermieden werden. Gewalttätiges Verhalten von Kindern ist die Äußerung der Enttäuschung über nicht befriedigte emotionale Bedürfnisse des Kindes. Das Kind kann versuchen, seine Bedürfnisse in der Hinsicht zu erfüllen, indem er Verhaltensweisen ausübt, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Zum Beispiel kann ein Kind, dessen emotionale oder körperliche Bedürfnisse nicht befriedigt werden oder dessen tägliche Routinen sich nach der Geburt eines Geschwisters geändert haben, seine emotionalen Bedürfnisse durch negatives Verhalten, seinen Geschwistern oder dem Umfeld gegenüber zum Ausdruck bringen. Aus diesem Grund sollten Kinder von den Eltern sorgfältig beobachtet werden.
Die Taten der Eltern und ein konsequentes Verhalten in den Beziehungen sind wichtiger als die Worte, was das Auslösen von einem richtigen und erwünschten Verhalten beim Kind anbelangt. Wenn zum Beispiel das Kind auf einer unhöflichen Art und Weise gebeten wird, seinen Freund nicht zu schlagen oder seine Sachen nicht kaputtzumachen, wird das Kind in ein Dilemma geraten.
Bei der Erlernung des richtigen Verhaltens ist hier nicht nur wichtig, wie das Kind von seiner Umgebung behandelt wird. Es ist auch wichtig, wie sich die Menschen in seiner Umgebung zueinander verhalten und welche Haltungen sie bei möglichen Problemen zeigen.
Kinder, die ein gewalttätiges Verhalten bei ihren Eltern als Lösungsweg von Problemen beobachten, sehen dies möglicherweise als eine natürliche Option zur Problemlösung im Erwachsenenalter. Denn Kinder lernen eher aus Verhalten als aus Worten. Statt Kindern ständig darauf hinzuweisen, was zu tun ist und welches Verhalten zu unterlassen ist, sollte in einer für den Entwicklungsprozess geeigneten Sprache erklärt werden, wie und warum das gewünschte Verhalten ausgeführt werden soll.
Als Fazit kann man festhalten, dass Sie Ihrem Kind für eine gesunde Entwicklung Vertrauen bieten sollten, das Kind nicht führen, sondern ihm ein Wegweiser sein sollten, dass Sie es ihm ermöglichen sollten, seine Talente zu entdecken, dass Sie ein richtiges Vorbild sein sollten, seine Wünsche und Bedürfnisse erfüllen sollten und ihm eine unterstützende Haltung im Umgang mit Problemen zeigen sollten.