47,6 Millionen Euro für NÖ Lehrlingsoffensive: 4.800 Plätze für Jugendliche zum Einstieg inAusbildungs- und Berufswelt
Seit 20 Monaten in Folge steigt die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in Niederösterreich.Gleichzeitig ist das Angebot an Lehrstellen weiterhin groß – die Suche nach Fachkräften derWirtschaft hält ungebrochen an.
Das AMS und das Land NÖ haben in Kooperation mit den Sozialpartnern Arbeiterkammer NÖ und Wirtschaftskammer NÖ 4.800 Plätze im Rahmen der NÖ Lehrlingsoffensive eingerichtet, um Jugendlichen eine zukunftsorientierte Ausbildung zu bieten und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Seit September ist auch möglich, im Rahmen der Lehrlingsoffensive auch eine Teilqualifizierung zu absolvieren. Die Kosten für das Programm im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit betragen 47,6 Millionen Euro und werden vom AMS, dem Land NÖ und dem ESF (Europäischer Sozialfonds) getragen.
Andre R. ist 19 Jahre alt und hat nach erfolgsloser Lehrstellensuche seine Ausbildung im September letzten Jahres als Garten- und Grünflächengestalter in einem Überbetrieblichen Lehrgang gestartet. Hier wurde er von Trainer_innen auf den Einstieg in die Berufsschule vorbereitet und bei der Suche nach einem Praktikumsbetrieb unterstützt. Die Firma KARATOPRAK in Wr. Neustadt war für ihn die richtige Wahl. Er konnte probieren, ob der Lehrberuf zu ihm passt und bekam jene Zeit, die er braucht, um in der Ausbildungswelt anzukommen. Für seine Existenzsicherung sorgte in dieser Zeit das AMS. Mit Jänner wird Andre in ein fixes Lehrverhältnis bei seinem Praktikumsbetrieb wechseln.
Jugendliche zu einer Lehrausbildung ermutigen!
Mit Ende September waren in Niederösterreich 4.408 Personen im Alter bis 24 arbeitslos gemeldet – ein Anstieg im 10% im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kommen 1.349 Lehrstellensuchende. Der Fachkräftebedarf der Wirtschaft bildet sich trotz schwacher Konjunktur am Lehrstellenmarkt deutlich ab: Im Jahresschnitt 2024 (bis Ende September) gab es mehr freie Lehrstellen (1.357) als Lehrstellensuchende (1.106). Ziel des AMS NÖ ist es, junge Menschen mit oder ohne Pflichtschulabschluss zu einer Lehrausbildung zu ermutigen, denn eine abgeschlossene Ausbildung ist der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit.
AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern: „Die nö. Arbeitslosenquote bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss lag 2023 bei 19,2%, während sie bei Personen mit Lehrausbildung 5,7% betragen hat. Unser Motto “Wir lassen niemanden zurück“ gilt auch für junge Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen. Seit September haben wir für sie in den Überbetrieblichen Lehrgängen 20 Plätze eingerichtet, damit sie so eine Teilqualifizierung absolvieren können.“
Kooperation AMS, Land NÖ und Sozialpartner: 4.800 in der Lehrlingsoffensive
Angebot und Nachfrage passen am Arbeitsmarkt nicht immer zusammen. Die Beratungspraxis im AMS zeigt, dass Jugendliche beim Einstieg in die Arbeitswelt vor großen Hürden stehen: fehlende und Kulturtechniken wie Schreiben oder Rechnen, mangelhafte Deutschkenntnisse, psychische oder soziale Probleme, die seit der Pandemie zugenommen haben, oder wenig Unterstützung durch das Elternhaus.
Landesrat Susanne Rosenkranz: „Wir müssen die Jugend motivieren verstärkt in die Lehre zu gehen. Unsere Betriebe brauchen die besten Köpfe. Das bedeutet auch, das Image der Lehre weiter zu steigern und noch mehr in die Lehrlingsausbildung und -förderung zu investieren. Genau das geschieht nun mit der Lehrlingsoffensive. Eine gute und richtige Investition in die Zukunft der Jugendlichen und eine gute und richtige Investition in die niederösterreichische Wirtschaft.“
Das passende Angebot in der ÜBA, Jugendbildungszentren oder JUST 2 JOB
Das AMS und das Land NÖ haben im Jahr 2019 in Kooperation mit den Sozialpartnern die NÖ Lehrlingsoffensive für Jugendliche gestartet. Sie beinhaltet folgende Säulen:
• „Jugendbildungszentren“ – modulares Sprungbrett für Schule, Lehre oder Beruf: Ziel ist, ein einheitliches Bildungsangebot zu etablieren, das jungen Menschen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr in weiterer Folge den Einstieg in eine Lehre, eine andere berufliche oder schulische Qualifizierung oder in den Beruf ermöglicht. Die Jugendbildungszentren bieten Platz für 3.440 Jugendliche an in Summe 7 Standorten. Das Angebot der Jugendbildungszentren ist modular aufgebaut und in sogenannten Camps organisiert. Zum Beispiel:
• Werkcamp mit der Möglichkeit zur Arbeitssimulation in Werkstätten
• Aktivcamp für Teilnehmer_innen mit physischen oder psychischen Problemen
• Basiscamp für das Nachholen des Pflichtschulabschlusses etc.
WKNÖ-Direktor-Stellvertreterin Alexandra Höfer: „Wir wissen aufgrund der demografischen Entwicklung, dass bis 2040 rund 50.000 Fachkräfte alleine in Niederösterreich fehlen werden. Dies zeigt den Ernst der Situation. Die Überbetriebliche Lehrausbildung ist hier zu einem etablierten, nachhaltig erfolgreichen und unerlässlichen Programm für die heimische Wirtschaft geworden. Ein absolutes Erfolgsprojekt, das bis jetzt 18.000 Jugendliche unterstützt und zu dringend benötigten Fachkräften geformt hat.“
• Überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) für das Ausbildungsjahr 2024/25: Die ÜBA ist ein Angebot für jene, die trotz intensiver Bemühungen keine betriebliche Lehrstelle finden. In einer Kombination von Lehrgängen und Praktika sowie in betrieblichen Lehrwerkstätten (BFI und WIFI NÖ) können wesentliche Teile zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung absolviert werden. Ziel ist, während der Ausbildung in eine betriebliche Lehrausbildung wechseln zu können. Im vorgeschalteten Vorbereitungsmodul für 1.920 Jugendliche steht die Berufsorientierung sowie die Erhebung der persönlichen Kompetenzen im Vordergrund. 820 Ausbildungsplätze stehen in Lehrgängen und 435 in Lehrwerkstätten zur Verfügung.
AK-Direktor Stellvertreter und Bfi Vorstandsvorsitzender Christian Farthofer: „Als Eigentümervertreter des BFI NÖ freut es mich besonders, dass unsere modernen und hochwertigen Einrichtungen das niederösterreichweite Lehrwerkstättenprogramm verantworten. Die Überbetriebliche Ausbildung ist eine maßgebliche Erfolgsgeschichte, bereits 18.000 Jugendliche konnten unterstützt und zu Fachkräften ausgebildet werden. Die hohe Qualität wird durch eine Erfolgsquote von über 96 Prozent bei den Lehrabschlussprüfungen bestätigt.“
• JUST 2 JOB: Die JUST 2 JOB in NÖ ist eine Implacementstiftung für junge Erwachsene. Die Teilnehmer_innen werden auf dem Weg zum Lehrabschluss begleitet. Betriebe werden bei der Besetzung offener Stellen unterstützt. Die Ausbildung erfolgt in verkürzter Lehrzeit an einem konkreten Arbeitsplatz direkt bei dem_der zukünftigen Dienstgeber_in. Nö-weit stehen 131 Plätze im Rahmen von JUST 2 JOB zur Verfügung (ö-weit rd. 1000).