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ÖVP, SPÖ, FPÖ und NEOS Ignorieren Türkischstämmige Wähler

Am 29. September gehen die österreichischen Wählerinnen und Wähler wieder an die Urnen. Wie das österreichische Innenministerium mitteilte, sind insgesamt 6.346.029 Personen für die Parlamentswahlen 2024 wahlberechtigt. Die genaue Zahl der Wahlberechtigten wird am 27. September 2024 bekannt gegeben.

GEHEN SIE UNBEDINGT
WÄHLEN!
Diese Wahl ist für uns alle von entscheidender Bedeutung. Deshalb sollten wir unbedingt wählen gehen. Was wird passieren, wenn wir nicht wählen gehen?

Die Rechtsextremen werden an die Macht kommen, und Sie werden am Arbeitsplatz, in der Schule Ihres Kindes, in Ihrem Privatleben, in der Art und Weise, wie Sie Ihre Religion leben, mehr Druck ausgesetzt sein.

Unsere Kinder werden von der Gesellschaft isoliert, es werden getrennte Schulen für Ausländer eingerichtet. Unsere Kinder werden weiter isoliert, weil sie Ausländer sind.
Wir werden am Arbeitsplatz mehr Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt sein.
Es wird mehr Intoleranz im religiösen Leben geben. Der Islam wird durch parlamentarische Beschlüsse und Gesetze weiter eingeschränkt.
Die Ausgrenzung wird in Restaurants und Vergnügungsstätten noch verstärkt.
Kurzum: Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus werden sich in allen Lebensbereichen manifestieren.

WER KÜMMERT SICH UM TÜRKISCHSTÄMMIGE WÄHLER:
INNEN?
In Österreich leben mehr als 200.000 türkischstämmige Wähler:innen. Die Bundesparteien favorisieren keines der Medien, die diese Wählergruppe ansprechen. Sie bemühen sich nicht um die Stimmen dieser Wählergruppe. Sie unternehmen keine Anstrengungen, um sie zu erreichen. Einer der wichtigsten Indikatoren dafür, dass diese Menschen nicht wertgeschätzt werden, ist, dass sie keinen Wert auf die Kommunikation mit den Migrantenmedien legen, die sich an türkischstämmige Wähler:innen wenden. Sie bemühen sich nicht, in den Migrantenmedien mit Nachrichten und Anzeigen zu erscheinen…

TÜRKISCHSTÄMMIGE KANDIDATEN AUF DEN UNWÄHLBAREN PLÄTZEN
Ein weiteres Beispiel für die Ignoranz gegenüber türkischstämmigen Wählerinnen und Wählern zeigt sich in den Kandidatenpräferenzen der Parteien. Dies geht so weit, dass nur zwei türkischstämmige Namen garantiert ins Parlament einziehen werden.

Einer von ihnen ist Selma Yıldırım. Yıldırım ist die Spitzenkandidatin der SPÖ in Tirol.

Der andere Kandidat ist Süleyman Zorba von der Grünen Partei. Zorba ist der zweitplatzierte Kandidat seiner Partei in Niederösterreich.

Andere türkischstämmige Kandidaten müssen in ihren jeweiligen Bundesländern mindestens 7-8 Tausend „Vorzugsstimmen“ erhalten, um ins Parlament gewählt zu werden.

Ist das nicht ein klares Indiz dafür, dass diese Wählerschaft, die eine wichtige Wählerschaft für die alle fünf Jahre stattfindenden Wahlen darstellt, ignoriert wird?

Ekrem Resul GÖNÜLTAŞ / Andreas Babler
Ekrem Resul GÖNÜLTAŞ / Andreas Babler

STIMMEN FÜR EIGENINTERESSEN GEOPFERT
Es lohnt sich, an einige Entwicklungen bei den letzten Wahlen zu erinnern.

… kandidierte Ekrem Resul Gönültas für die SPÖ und erhielt 12.715(2013) Vorzugsstimmen. Und diese Stimmen wurden nicht dazu verwendet, dass Gönültas Abgeordneter wurde. Stellen Sie sich vor, Sie machen Versprechungen, Sie bekommen 12.715 Stimmen, aber Sie können sie nicht nutzen, um die Wähler:innen zu repräsentieren, deren Stimmen Sie erhalten haben. Es wird gemunkelt, dass sich die Milli Görüs Vereinigung mit der SPÖ darauf geeinigt hat, dass Ekrem Resul Gönültas Vizepräsident der Wirtschaftskammer werden soll. Die Stimmen der Milli Görüs und der von dieser Masse beeinflussten Segmente wurden gemäß der Vereinbarung auf die SPÖ übertragen.

Politiker mit weniger Stimmen als Ekrem Resul Gönültas zogen ins Parlament ein, aber die Stimmen, die Gönültas erhielt, wurden für die Interessen der Milli Görüs geopfert.

Tarık Mete

WER WENIG STIMMEN BEKOMMT, WIRD ABGEORDNETER, WER VIELE STIMMEN BEKOMMT, FLIEGT AUS DEM PARLAMENT
Ein weiteres Beispiel aus der SPÖ ist Tarik Mete. Tarık Mete, der als Kandidat aus Salzburg nominiert war, konnte trotz 15.382 (2019) Stimmen nicht ins Parlament einziehen. Einige Personen, die ein Drittel der Stimmen erhielten, die Tarik Mete erhielt, waren jedoch mit 5-6 Tausend Vorzugsstimmen in das Parlament eingezogen.

Die SPÖ ließ Tarık Mete trotz der erhaltenen Stimmen nicht ins Parlament einziehen. Nach diesem Vorfall erklärte Tarık Mete, er sei zu tiefst gekränkt gegenüber dem damaligen SPÖ-Vorsitzenden und kritisierte die SPÖ.

Dass die SPÖ trotz des hohen Stimmenanteils türkischstämmiger Österreicherinnen und Österreicher verhindert, dass türkischstämmige Abgeordnete ins Parlament einziehen können, ist eine Situation, die diskutiert werden sollte. Und das nennet man Demokratie. Wer wenig Stimmen hat, ist Abgeordneter, wer viele Stimmen hat, ist raus aus dem Parlament.

So schätzt die SPÖ-Zentrale türkische Wähler:innen, türkische Abgeordnete und die türkischen Medien. Sind die türkischstämmigen Wähler:innen eine Wählerschaft, die man benutzen und ausrangieren kann, deren Willen man mit spitzfindigem Kalkül ignorieren kann? Wird die türkischstämmige Wählerschaft all dies vergessen?

EMBARGO GEGEN TÜRKISCHE MEDIEN
Wie viele Medien für Menschen mit Migrationshintergrund gibt es, um mehr als 200 Tausend Wähler:innen zu erreichen? Das Budget, dass für diese wenigen Medienorganisationen, die man an einer Hand abzählen kann, zugewiesen wird, ist so minimal. Das Brücke Magazin ist das einzige Medienorgan, das ganz Österreich erreicht. Andere sind auf jeweils ein Bundesland beschränkt.
Bei jeder Wahl schaltet die Wiener SPÖ Inserate in wienweiten Medien. Kann die SPÖ-Zentrale nicht ein Werbebudget von 15-20 Tausend Euro zur Verfügung stellen?

Das ist nicht einmal so viel, wie man an einem Tag für eine einzige Zeitung bezahlt. Warum schließen Sie die Migrantenmedien aus, was ist der Grund für dieses Verhalten? Was ist der Grund für dieses Embargo gegenüber den türkischen Medien?

IN NOT, ABER AUCH DIE ÖVP IGNORIERT SIE
Was die Regierungspartei ÖVP betrifft. In dieser Partei gibt es keinen (garantierten) Kandidaten türkischer Herkunft, der gewählt werden kann. Es gibt Kandidaten, die mit Vorzugsstimmen (7-8 Tausend) ins Parlament einziehen können. Obwohl sie die Regierungspartei ist, obwohl sie die Partei ist, deren Stimmen schmelzen, obwohl sie die Partei ist, deren Sitze wackeln, obwohl sie die Stimmen der Migrant:innen am meisten braucht, unternimmt die ÖVP nicht genug Anstrengungen, um dieses Segment zu erreichen. Die ÖVP stellt keinen türkischstämmigen Kandidaten auf, der sicher gewählt wird, und ignoriert auch die Migrantenmedien.

‚UNSER BUDGET REICHT NICHT AUS‘
Was die Grünen betrifft, so haben wir bereits erwähnt, dass nur Süleyman Zorba von dieser Partei in der Lage ist, direkt ins Parlament einzuziehen. Die Wahl der anderen türkischstämmigen Kandidaten hängt von der Anzahl der Vorzugsstimmen ab, die sie erhalten werden. Bei unserem Austausch mit der Parteizentrale der Grünen teilten uns die Parteivorsitzenden mit, dass sie Wert auf das Publikum mit Migrationshintergrund legen, aber ihr Budget leider nicht so groß wie das der SPÖ und ÖVP sei, weshalb sie keine Werbung machen können. Sie betonten auch, dass die Nominierung von Süleyman Zorba als Kandidat für das Bundesland Niederösterreich ein Zeichen für die Bedeutung ist, die man dieser Gruppe beimisst.

DEN NEOS SIND WIR EGAL
Eine der im Parlament vertretenen Parteien sind die NEOS. Seit Beginn des Brücke Magazins beobachten wir, dass die NEOS (sowohl bei Parlaments- als auch bei Landtagswahlen) die türkischstämmige Wählerschaft nicht beachten. In der Tat nimmt diese Partei keine türkischstämmigen Namen in ihre Kandidatenlisten auf. Auch diese Situation zeigt, dass die NEOS die türkischstämmigen Wähler in Österreich ignorieren. In unseren Interviews erklärten sie, dass sie nicht mit türkischstämmigen Medienorganen zusammenarbeiten wollen, ohne dafür einen Grund anzugeben.

DIE FPÖ BRAUCHT DIE STIMMEN DER MIGRANTEN NICHT
Was die FPÖ betrifft, die bei diesen Wahlen wahrscheinlich an erster Stelle stehen wird, so haben wir wiederholt versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Trotz der einwanderungsfeindlichen Ansichten dieser Partei haben wir wiederholt versucht, mit ihr zu kommunizieren. Ja, Sie haben richtig gelesen, wir haben trotz aller negativen Äußerungen dieser Partei an ihre Tür geklopft. Wir haben versucht, ihnen eine Chance und ein Gehör zu geben. Diese hielten sich jedoch fern von uns. Die FPÖ war nicht an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert, weil sie eine Politik gegen die muslimische Gemeinschaft verfolgt und keine Migranten in Österreich haben will.

Es ist verständlich, dass eine Partei mit solchen Ansichten und Einstellungen nicht die Absicht hat, mit Migrantenmedien sammenzuarbeiten, um die Stimmen der Migrantenmassen zu erhalten und sie zu erreichen.

WIE LANGE WOLLEN SIE SIE IGNORIEREN?
Wie bereits erwähnt, haben Parteien wie die ÖVP, SPÖ, FPÖ und NEOS kein Interesse daran, auf Migranten zuzugehen. Sie interessieren sich nicht einmal für uns. Die Tatsache, dass diese Parteien die türkischen Medien bei einer wichtigen Wahl ignorieren, ist eine Situation, die man zur Kenntnis nehmen sollte. Seit mehr als 60 Jahren werden türkischstämmige Menschen, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und zum Wohlstand Österreichs geleistet haben und deren Beiträge exponentiell gewachsen sind, ignoriert. Die Medien, die das Organ sind, um diese Menschen zu erreichen, werden ignoriert. Es ist offensichtlich, dass das Budget, das sie für eine Zeitung pro Tag bereitstellen, nicht für die türkischen Medien verwendet wird, die das wichtigste Mittel sind, um dieses Publikum während der Wahlperiode zu erreichen. Wir fragen diese Parteien: Wie lange wollt ihr uns noch ignorieren?

ZEIGEN WIR UNSERE STÄRKE AN DER WAHLURNE
Dennoch sollten mehr als 200.000 türkischstämmige Wählerinnen und Wähler am 29. September zur Wahl gehen und ihre Stimme abgeben. Am 29. September 2024 finden nicht nur in Österreich Parlamentswahlen statt. Diese Wahl wird keine gewöhnliche Wahl sein. Bei dieser Wahl werden wir darüber abstimmen, ob unser Leben besser oder schlechter wird. Ja, wir werden über unsere Zukunft abstimmen, und vor allem über die Zukunft unserer Kinder! Wir müssen für die Zukunft Österreichs wählen gehen!

Zu Beginn dieses Artikels haben wir kurz angesprochen, was passieren kann, wenn wir nicht wählen gehen: Wenn die Rechtsextremen an die Macht kommen, werden wir mehr Ausgrenzung und mehr Druck am Arbeitsplatz, in der Schule, in unserem Privatleben, in der Art und Weise, wie wir unsere Religion leben, erleben.

Es wird schwieriger sein, einen Arbeitsplatz zu finden! Die Familienzusammenführung wird schwieriger werden. Es wird schwieriger werden, ein Aufenthaltsvisum und eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Das Leben wird schwieriger werden!

Wir können unsere Zukunft gestalten! Nehmen wir verstärkt an den Wahlen teil. Zeigen wir unsere Macht an der Wahlurne.

UNSERE PFLICHT, UNSERE MITMENSCHEN UND UNSERE RECHTE ZU VERTEIDIGEN
Bitte beachten Sie, dass das Brücke Magazin eine unabhängige Zeitung ist. Wir haben keine organischen Bindungen zu irgendeiner Partei. Aber es ist unsere Verantwortung, die von uns vertretene Migrantengemeinschaft zu verteidigen. Es ist unsere Pflicht, diese Gruppe denjenigen zu zeigen, die Österreich regieren wollen, und eine öffentliche Meinung für die Lösung ihrer Probleme zu schaffen.

Diese Wahl ist für uns alle von entscheidender Bedeutung. Lasst uns auf jeden Fall zur Wahl gehen und unsere Stimme abgeben.

Die Zukunft liegt in unseren Händen!

Anzahl der Wähler: innen nach Bundesland

– Burgenland: 233.738

– Kärnten: 432.295

– Niederösterreich: 1.296.079

– Oberösterreich: 1.097.763

– Salzburg: 391.219

– Steiermark: 951.111

– Tirol: 539.832

– Vorarlberg: 276.034

– Wien: 1.127.958

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