Nein zu Gender-Verbot: Pride Biz Austria plädiert für mehr Sensibilisierung
Wien (OTS) – Bundeskanzler Karl Nehammer möchte Gendern in der österreichischen Verwaltung bis 2030 abgeschafft sehen – das berichtet die Tageszeitung „Heute“. Pride Biz Austria stellt sich diesem Ansinnen entschieden entgegen und ruft stattdessen zu mehr Sensibilisierung für Geschlechtervielfalt auf.
Ausgerechnet kurz vor Beginn des „Queer History Month“ am 1. Februar, während dem die Errungenschaften der LGBTIQ+ Community hervorgehoben werden sollen, sorgen die Redepläne von Bundeskanzler Karl Nehammer zu gendersensibler Sprache in der österreichischen Verwaltung für Aufsehen. Wie die Tageszeitung „Heute“ unter Berufung auf einen Rohentwurf einer für Freitag geplanten Grundsatzrede des Regierungschefs vor ÖVP-Funktionär_innen berichtet, will sich der Regierungschef darin gegen „übertriebene symbolisch aufgeladene Gendersprache“ aussprechen – womit wohl die Nutzung von Binnen-I, Sternchen und Doppelpunkt zur Sichtbarmachung verschiedener Geschlechtsidentitäten gemeint sein dürfte. „Das Ausschreiben beider Geschlechterformulierungen“ sei laut Nehammer stattdessen „sinnvoll“ – also konkret „Politikerinnen und Politiker“.
Wirtschaft und Arbeitswelt sind schon weiter
Dieser stark vereinfachten vermeintlichen Lösung des hochkomplexen Themas der gebührenden Abbildung von Geschlechterdiversität stellt sich Pride Biz Austria, der österreichische Verband zur Förderung der Inklusion von sexueller Diversität in Wirtschaft und Arbeitswelt, entschieden entgegen. „Sprache bildet nicht nur die Lebensrealität ab, sondern formt diese explizit. Gerade die Sichtbarkeit ohnehin bereits marginalisierter Gruppen wie der LGBTIQ+ Community in all ihrer Vielfalt wird durch die gesellschaftliche – und damit auch die politische – Sprachverwendung massiv beeinflusst
“, erklärt Astrid G. Weinwurm-Wilhelm, Präsidentin von Pride Biz Austria. Weinwurm-Wilhelm führt weiter aus: „Die österreichische Wirtschaft und Arbeitswelt sind in ihrem Zugang zu gendersensibler Sprache weit zukunftsorientierter als manche politische Parteien und heben erkannt, dass das veraltete Modell der Geschlechterbinärität, also eine strikte Einteilung der Menschen in ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ nicht der Realität entspricht.
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Auf Sensibilisierung setzen
Dass es einer stärkeren Sensibilisierung der Öffentlichkeit und von Entscheidungsträger_innen für Geschlechtervielfalt braucht, haben zahlreiche Organisationen bereits erkannt. Eine Vielzahl von Unternehmen hat hierzulande in den letzten Jahren umfangreiche Sprachleitfäden ausgearbeitet, um das ganze Geschlechterspektrum abzubilden und so alle Mitarbeiter_innen und Kund_innen sichtbar zu machen und akkurat ansprechen zu können. Neben Firmen haben zudem auch Organisationen sowie die öffentliche Verwaltung bereits einige Maßnahmen umgesetzt, um beispielsweise Förderanträge geschlechtergerecht zu gestalten. Der Trend zeigt: Die Relevanz von Sprache als Tool zur Gleichstellung wird immer mehr erkannt und angenommen. Weinwurm-Wilhelm dazu: „Sprache ist zwar dynamisch und ihre Entwicklung kann nicht so einfach durch spontane Entscheidungen der Politik und künstlich konstruierte Empörung aufgehalten werden. Dennoch haben Aussagen hochrangiger Politiker_innen natürlich für viele Menschen Vorbildcharakter und können die von Generationen von LGBTIQ+ Personen und Feminist_innen hart erkämpften Errungenschaften in der sprachlichen Sichtbarmachung durch geschlechtergerechte Sprache gefährden. Wir sagen ganz klar: Die Panik vorm ‚Gender‘ muss genommen werden. Dabei geht es um Fairness in der Sprache und das ultimative Ziel der Chancengleichheit für alle – unabhängig von Diversitätsdimensionen wie Geschlechteridentität und sexueller Orientierung.
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* Die englische Abkürzung „LGBTIQ+“ steht für „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual, Queer“. Übersetzt: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender-, intergeschlechtliche und queere Personen.
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