Mete: Bildung beginnt nicht in der Schule, sondern bereits im Elternhaus.

Brücke: Herr Mete, können Sie zunächst Allgemeines über sich berichten?

Tarık Mete: Ich bin 31 Jahre alt, bin in Salzburg auf die Welt gekommen. Meine Großeltern sind Anfang der 70er Jahre als türkische Gastarbeiter nach Österreich gekommen. Ich habe an der Uni Salzburg meinen Doktor in Rechtswissenschaften gemacht. Darüber hinaus habe ich Politikwissenschaften und Europawissenschaften studiert und zusätzlich einen Master in Business Administration mit dem Schwerpunkt Management erfolgreich abgeschlossen. Ich arbeite derzeit als Jurist in der Direktion der Salzburger Gebietskrankenkasse. Bis vor kurzem war ich Abgeordneter im Salzburger Landtag und war für die Bereiche Sport, Jugend und Migration zuständig.

Brücke: Wenn Sie zurückblicken, wie ist die Schulzeit für Sie verlaufen?

Tarık Mete: Meine Schulzeit war eigentlich sehr reibungslos, da meine Eltern sehr bemüht waren, mir alles zu ermöglichen. Kurz vor der Matura ist dann aber mein Vater gestorben, weshalb sich die Gesamtsituation sehr stark verändert hat. Ich habe seit meinem 17. Lebensjahr und auch neben dem Studium immer gearbeitet und mein Studium selbst finanziert. Da waren die Rahmenbedingungen natürlich etwas schwieriger.

Brücke: Sind Sie in Ihrer Bildungskarriere irgendwelchen Hürden begegnet? Wenn ja, welchen?

Tarık Mete: Ich habe mich in meiner Schulzeit und auch im Studium nicht wirklich schwer getan. Wenn man so lange wie ich studiert, bekommt man eine gewisse Routine. Nichtsdestotrotz hat es ein paar Vorfälle in der Schule gegeben, wo mir aufgrund meiner Herkunft Steine in den Weg gelegt worden sind. Aber das wirklich sehr selten der Fall und ich wusste immer, wie ich mich dagegen wehren kann.

Brücke: Wie haben Sie diese Hürden bewältigt?

Tarık Mete: Von solchen Dingen lasse ich mich nicht unterkriegen. Goethe hat gesagt: “Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ Ganz nach diesem Motto habe ich diese Hindernisse beiseite geschafft – mit einem positiven und lösungsorientierten Zugang.

Brücke: Hat Ihre Familie oder Ihr Umfeld einen Beitrag an Ihrem Erfolg?

Tarık Mete: Ich sage immer, die Hälfte meines Erfolges ist meiner Mutter geschuldet. Insbesondere nach dem Ableben meines Vaters war sie der Fels in der Brandung, der mir immer zur Seite gestanden ist. Sie hat mich motiviert, unterstützt und mit mir „geschwitzt“, wenn ich Prüfungen hatte. Ohne sie hätte ich das alles sicherlich nicht geschafft. Ganz ohne eigenes Engagement, Ehrgeiz und Interesse geht es aber trotzdem nicht. Ein wesentlicher Faktor sind auch Organisationsfähigkeit und Zeitmanagement – gerade im Studium.

Brücke: Wie können Lehrer Kindern mit türkischer oder fremder Herkunft besser helfen?

Tarık Mete: Allen voran muss man jedem Kind ohne Vorbehalte entgegentreten. Jedes Kind verdient eine reale Chance, in unserem Bildungssystem und in unserer Gesellschaft voranzukommen. Die Anforderungen werden ohnehin immer höher gesteckt, da muss man den Schülerinnen und Schülern nicht zusätzlich das Leben schwer machen. Ich bin froh, dass ich in meinem Leben Lehrerinnen hatte, die mich gefördert haben. In jedem Kind steckt Potenzial und die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es, dieses Potenzial zu entfalten.

Brücke: Wenn wir die letzte Frage auf die Eltern beziehen, wie können türkische Eltern Ihrer Meinung nach ihre Kinder im Schulleben unterstützen?

Tarık Mete: Im Vordergrund steht Interesse. Die Eltern müssen sich für die Ausbildung ihrer Kinder interessieren, sie bei der Auswahl der jeweiligen Schule kompetent begleiten und in schwierigen Situation ihnen zur Seite stehen. Viele Eltern, das gilt nicht nur für türkischstämmige, besuchen nicht die Elterntage in der Schule, interessieren sich nicht für die Dinge, die ihren Kindern beigebracht werden und sind generell desinteressiert, was die Belange ihrer Kinder betrifft. Bildung beginnt nicht in der Schule, sondern bereits im Elternhaus. Da sind natürlich die Eltern als erstes gefordert.

Brücke: Was bedeutet Bildung für Sie?

Tarık Mete: Für mich ist Bildung kontinuierlicher Bestandteil meines Lebens. Ich bin von Grund auf ein neugieriger Mensch und versuche mich stets fortzubilden. Ich habe auch viele Lehrveranstaltungen besucht, die für meinen beruflichen Werdegang nicht relevant waren, einfach nur, weil es mich interessiert hat. Kennedy hat mal gesagt, „es gibt nur eins, was teurer ist als Bildung und das ist keine Bildung!“. Deshalb glaube ich, dass es Wert ist, Zeit und Geld für Bildung zu investieren, sowohl als Mensch als auch Gesellschaft.

Brücke: Hatten Sie früher geplant so erfolgreich zu werden?

Tarık Mete: Erfolg ist relativ. Ich bin froh und stolz, über die Dinge, die ich erreicht habe und Blicke gerne auf die vergangenen Jahre zurück. Nichtsdestotrotz frage ich mich oft, ob ich nicht mehr hätte tun können – nicht für mich, sondern aus gesellschaftlicher Sicht.

Brücke: Zuletzt: Welche Ratschläge und Hinweise können Sie türkischen Jugendlichen bezüglich Bildung anbieten?

Tarık Mete: Lasst Euch nicht unterkriegen und von niemandem sagen, dass Ihr das nicht schaffen könnt. Man darf nicht den Fehler machen und den Umstand, dass man ein paar Semester mehr braucht für die Schule oder das Studium, als Misserfolg sehen. Der Weg bis zum Abschluss, egal ob in der Schule oder an der Uni, prägt mehr als der Abschluss selbst. Ich wünsche allen jungen Leserinnen und Lesern viel Erfolg bei ihrer Ausbildung.

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