Interview

Indra: Wir NEOS sprechen alle Menschen in Niederösterreich an, die sich aus eigener Kraft etwas schaffen wollen.

Brücke: Gehören Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere ÖsterreicherInnen mit türkischen Wurzeln, zu ihrer Zielgruppe?

Indra Collini ist Spitzenkandidatin der NEOS bei der Landtagswahl in Niederösterreich 2018.

Collini: Natürlich. Wir NEOS sprechen alle Menschen in Niederösterreich an, die sich aus eigener Kraft etwas schaffen wollen. Da gehören natürlich auch alle Menschen mit Migrationshintergrund dazu. Es geht uns um mehr Freiheit für uns Bürger_innen und mehr Nachhaltigkeit in der Politik. Unsere Hauptthemen ist daher die Verschwendung unseres hart erarbeiteten Steuergeldes. Wir wollen Kontrollkraft und Reformmotor im Landtag sein. Das NEOS das können, beweisen wir tagtäglich im Parlament. Damit die Menschen hier wieder mehr Luft zum Atmen haben muss das verkrustete System aufgebrochen und Freunderlwirtschaft abgedreht werden: Altes System raus und Bewegung rein.

Brücke: Welche Maßnahmen und Projekte der Neos sprechen diese Zielgruppe an? Warum sollten diese Menschen sie wählen?

Collini: Wir unterscheiden nicht zwischen Bürger_innen anhand ihrer Religion. Für NEOS sind alle Bürger_innen gleich relevant, und wir versuchen ihre Anliegen gleichberechtigt zu vertreten. Wir finden, das System in Niederösterreich braucht dringend Bewegung und wollen dementsprechend all jene vertreten, die nach vorne schauen und Niederösterreich nach vorne bringen wollen.

Brücke: Die Neos sind ja nicht bekannt dafür, dass sie die Interessen von ArbeitnehmerInnen vertreten. Was für Angebote haben sie für die Arbeitnehmerschaft in Ihrem Programm?

Collini: In Österreich gilt noch immer: Die Arbeitnehmer verdienen zu wenig, kosten aber zu viel. Deswegen braucht es wesentlich geringere Lohnnebenkosten, damit Unternehmen auch mehr Menschen einstellen können. Zusätzlich müssen umgehend mehr Arbeitsanreize, etwa durch die Lockerung von Zuverdienst grenzen, geschaffen werden, um Langzeitarbeitslosigkeit nachhaltig einzudämmen. Was die Arbeitslosigkeit betrifft, müssen wir den Menschen wieder Beschäftigungsanreize schaffen und sie bestmöglich auf den (Wieder-)Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereiten. Die beste Antwort darauf ist die beste Bildung. Sie ist für NEOS mittelfristig die geeignetste Lösung auf die drängenden Fragen am Arbeitsmarkt. Hier müssen wir schon in den Schulen ansetzen. Wenn wir unsere Kinder heute optimal auf das „Leben nach der Schule“ und auf die Digitalisierung vorbereiten, verhindern wir die Arbeitssuchenden von morgen. Außerdem müssen die Arbeitszeitregelungen der heutigen Zeit angepasst werden. Durch flexiblere Arbeitszeiten bleibt den Menschen auch mehr Zeit für ihre Familien.

Brücke: Wie schätzen Sie Ihre Chancen für die kommende Landtagswahl ein? Was ist ihr Wahlziel?

Collini: Die Chancen schätzen wir als sehr gut ein. Denn wir haben bei der Nationalratswahl bewiesen, dass wir in Niederösterreich angekommen sind. Da hatten wir die größten Zuwächse im ländlichen Bereich. Wir haben in Niederösterreich eine solide Basis und werden in den Landtag einziehen, dadurch die Absolute der ÖVP brechen und Bewegung reinbringen! Das ist auch unser Wahlziel.

Brücke: Wie stehen Sie zur aktuellen Debatte rund um die Musliminnen in Österreich und den Islam im Allgemeinen? Gehört der Islam Ihrer Meinung nach zu Österreich?

Collini: Der Islam ist recht-lich seit 1912 eine in Österreich anerkannte Religionsgemeinschaft. Wir sehen Österreich als ein Land, wo das freie Ausleben von Religionen, welche sich im Rahmen der österreichischen Verfassung bewegen, möglich sein muss. Musliminnen und Muslime gehören aus diesem Grund selbstverständlich zu Österreich.

Wir finden: Es sollten allen Österreichern, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt offenstehen. Wir sind gegen ein generelles Kopftuchverbot für öffentliche Berufe. Der Grund dafür ist es, dass es jedem Menschen selbst überlassen sein sollte, was er am Körper trägt, solange es im Rahmen unserer Verfassung ist. Allenfalls bei Richtern bzw. in den Gerichtssälen ist uns ein Verbot jedweder religiöseren Symbole aufgrund der Garantie einer neutralen und säkularen Gerichtsbarkeit wichtig.

Brücke: Wieso sollten Menschen mit Migrationshintergrund Ihrer Partei die Stimme geben?

Collini: Weil wir ganz einfach für mehr Freiheit stehen. Wir wollen, dass es in Niederösterreich wichtiger ist, was man kann als wen man kennt. Das ist im Moment nicht gegeben. Die alteingesessenen Parteien haben hier ein System aus Abhängigkeiten aufgebaut, dass es speziell für Menschen schwermacht, die entweder neu nach Niederösterreich kommen oder hier nicht so gut vernetzt sind. Wir NEOS stehen ganz klar für einen Aufbruch dieses Systems.

Integration ist immer sowohl eine Aufgabe des Staates als auch der zu integrierenden Mitbürger_innen. Vollständige Assimilation kann nicht das Ziel sein, da wir für eine pluralistische liberale Gesellschaft stehen, in der jeder seinen persönlichen Überzeugungen nachgehen kann. Allerdings müssen Grundrechte eingehalten werden, die aufgrund der europäischen Menschenrechtskonvention und auf unserer Verfassung fußen. Insbesondere Freiwilligenabreit, ein aktives Vereinsleben und die Möglichkeit zu arbeiten sind wichtig, um einen notwendigen gesellschaftlichen Zusammenhalt auch in Zukunft sicherzustellen.

Brücke: Sehen Sie den zunehmenden Rassismus in Österreich als ein Problem? Wenn ja, wie würden Sie dagegen vorgehen?

Collini: Wir verbinden mit dem Stichwort Islam eine der großen Weltreligionen, in deren Wirkungsbereich in der Vergangenheit bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse in Medizin, Mathematik, Astronomie, Chemie und Geographie errungen wurden. Leider werden in jüngerer Zeit häufig, vermeintlich im Namen der Religion, verabscheuungswürdige Attentate verübt, die diesen durchaus positiven Eindruck in der öffentlichen Wahrnehmung konterkarieren. NEOS sind überzeugt, dass jede und jeder in Österreich wertvolle Beiträge zu unserem Zusammenleben leistet, ob im Beruf, durch politisches, soziales oder ehrenamtliches Engagement, in den Gemeinden, Vereinen, in der Familie und im Alltag – Musliminnen und Muslime sind hier selbstverständlich keine Ausnahme.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"