„DigiHate“-Studie und Keynote über Hasspostings gegen Medienfrauen am Journalistinnenkongress
Stephanie Bührer (Universität Wien) stellt die Ergebnisse des Projekts „DigiHate“ vor. Untersucht wurden die verschiedenen Arten von digitalem Hass, dessen Verbreitung und Beeinflussung.
Wien (OTS) – Am 25. Journalistinnenkongress in Wien werden verschiedenste kritische Themen behandelt, so auch Hass im Netz. Das Projekt ist europäisch, hat aber einen starken Fokus auf Österreich. Innerhalb der Studie wurden vier Hauptbereiche untersucht: Ziele des Hass, seine Verbreiter, das Publikum und Inhalte. Zudem soll ein Ländervergleich die Ergebnisse einordnen und klären, ob Regularien in den verschiedenen Ländern einen Unterschied machen. Es hat sich gezeigt, dass es eine diverse Vielfalt an Menschen gibt, die Hass verbreiten. Viele von ihnen verwenden bekannte Mediengesichter als Rammbock für ihre Emotionen. Vom Publikum wird aber nur selten interveniert, denn „sie werden nicht als Opfer wahrgenommen“, so Stephanie Bührer.
Nun stellt sich die Frage, inwiefern digitaler Hass auf die reale Welt übertragen wird, denn Bührer ist sich sicher: „Man nimmt als betroffene Person diesen Hass mit nach Hause“. Vor allem Frauen sind stark betroffen – noch mehr als Männer. Oft in Form von sexualisierendem Hass werden sie zumeist in männerdominerten Bereichen Opfer von digitalem Hass.
Das Ziel der Studie definiert Stephanie Bührer genau: In den nächsten Jahren soll der Hass eingedämmt werden, dazu läuft die neu aufgesetzte Studie noch bis Ende 2027. Dafür sind sie und ihr Team stark auf die Zusammenarbeit mit Journalisten und Journalistinnen. „Wir wollen mit ihnen in Kontakt treten und uns austauschen“, ruft Bührer auf.
Der Hass gegen Medienfrauen im Netz ist stark
ORF-Journalistin Claudia Reiterer spricht in ihrer Keynote über Hasspostings gegenüber Journalistinnen und wie diese selbst die Stärksten mürbe machen.
„Gehen Sie mit Frauen oder sich selbst härter ins Gericht als mit Männern?“, fragt sie. Oft trauen sich Frauen viel weniger zu als Männer, nicht zuletzt, weil „sie einen extrem hohen Preis zahlen, wenn sie sich Gehör verschaffen.“ Steine werden in den Weg gelegt. „Schon in der Antike war das Wichtigste, Frauen zum Schweigen zu bringen“, so Reiterer. Viele von ihnen kommen irgendwann nicht mehr damit zurecht und ziehen sich aus den Medien und ihrem Beruf zurück. Spricht man darüber, kommt meist die Ausrede, man sei eine berühmte oder bekannte Person und müsse damit klarkommen.
Krisen schüren Hass – vor allem gegen Frauen
Reiterer erinnert sich an den Beginn der Coronapandemie. Es gab einige weibliche Expertinnen, aber irgendwann wurde es schwierig, sie für Interviews zu bekommen. Denn die Hassmails, die sie nach jedem Medienauftritt bekamen, waren nicht mehr auszuhalten. „Männer tun sich das mehr an“, so Reiterer. Sie seien zwar auch mit Hass konfrontiert, Frauen bekämen jedoch „häufiger Drohungen mit sexueller Gewalt“.
„Der Sturm wird stärker, ich auch“ zitiert Claudia Reiterer ihre liebste Kinderheldin Pippi Langstrumpf und macht damit Mut. Sie ruft auf ein Frauengemeinschaft von Unterstützerinnen aufzubauen, um den Sexismus anzuprangern und sich die Glaubwürdigkeit zurückzuholen.
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