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Die am meisten verbreitete Verletzung der Menschenrechte Gewalt gegenüber Frauen!

Das Verhindern von Gewalt gegenüber Frauen erfordert langfristige Anstrengungen. Die Basis dieser Anstrengungen ist ohne Zweifel die Aufarbeitung von Richtlinien, die die gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter etablieren und auch die Aufarbeitung von gesetzlichen Richtlinien dafür, dass Gewalt nicht unbestraft bleibt. Von der richtigen Erziehung unserer Kinder bis hin zu einer Sprache, die frei von Äußerungen ist, die Frauen verachten, gibt es viele Schritte, die unternommen werden müssen.

Klinische Psychologin
Prof. Dr. Ebru ŞALCIOĞLU

Es vergeht kaum ein Tag, an dem im Fernseher, in den Zeilen der Zeitungen und in den sozialen Netzwerken keine Nachricht oder Anzeige von Gewalt gegenüber Frauen berichtet wird. Die Weltgesundheitsorganisation, die Studien bezüglich dieses Themas aus insgesamt 81 Ländern untersucht, kam zu dem Ergebnis, dass etwa jede dritte Frau im Alter ab 15 Jahren zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Mann oder Freund erfahren hat. Zahlreiche Studien belegen, dass die Rate der Frauen, die in ihrer Ehe oder in romantischen Beziehungen emotionaler Gewalt ausgesetzt waren, bei etwa 80 Prozent liegt. Außerdem zeigen diese Studien auch, dass etwa jede zehnte Frau von einem ihnen unbekannten Mann sexuell angegriffen wurden. Zusammenfassend ist die Gewalt gegenüber Frauen leider eine der häufigsten Verletzung der Menschenrechte.

Erst Gewalt; dann Mord!
Die Lage um Frauenmorde ist herzerschütternder… Vier von zehn ermordeten Frauen weltweit wurden durch ihren Mann oder ihren Freund ermordet, wohingegen dieser Anteil bei Männern unter einem Zehntel liegt.

Frauen können sowohl zu Hause von ihren Vätern als auch in romantischen Beziehungen Gewalt erfahren. Frauen, die zu Hause Gewalt erfahren, sind über lange Jahre hinweg mehrere Male von Gewalt betroffen. 2017 wurde in der Türkei eine Studie mit 220 Frauen, die in Frauenheimen untergebracht waren, durchgeführt. Diese Studie zeigt, dass die Frauen über 10 Jahre lang wiederholt durchschnittlich 21-Mal von ihren Partnern oder Familien körperliche, sexuelle und psychische Gewalt erfahren haben. In der Regel fängt diese Gewalt auf psychischer Ebene an und läuft dann in körperlicher und sexueller Form weiter. Diese Phase der Gewalt endet bei manchen Frauen dann sogar mit dem Tod. Eine Frau, die am Ende durch ihren Freund oder ihren Mann ermordet wird, erfährt zu Beginn ihrer Beziehung zunächst einmal Eifersucht, Einschränkung ihrer Freiheit, das Eingreifen in ihren Kleidungsstil, sie wird an bestimmten Dingen gehindert, verspottet, verachtet, beleidigt oder ähnlichen psychischen Gewaltfaktoren ausgesetzt. Von diesem Punkt aus schreitet die psychische Gewalt dann körperlich fort und führt schließlich zum Mord.

Wir müssen den Kindern ein richtiges Vorbild sein
Wie kann nun Gewalt gegenüber Frauen verhindert werden? Zunächst einmal sind langfristige Anstrengungen notwendig. Die Basis dieser Anstrengungen bilden die Aufarbeitung von Richtlinien, die die gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter etabliert und auch die Aufarbeitung von gesetzlichen Richtlinien, die dafür sorgen, dass Gewalt nicht unbestraft bleibt. Veränderung sollte zu Hause, wo Kinder als Neugeborene anfangen zu leben und aufwachsen, beginnen. Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder in Sachen Gleichberechtigung. Das Kind entwickelt seine Lebenshaltung und sein Verhalten zunächst durch die Beobachtung seiner Eltern. Auf Gleichberechtigung zu Hause zu achten, bei der Wortwahl auf Gleichberechtigung zu achten, Stärkung des Ausdrucks bzw. der Haltung bezüglich Gleichberechtigung und Gewalt allgemein kategorisch zu verurteilen, wird die wichtigste Aufklärung des Kindes während seiner sozialpsychologischen Entwicklung sein. Kinder im Schulalter sollten regelmäßig durch Kurse und Seminare zum Thema Gleichberechtigung und Gewalt aufgeklärt werden.

Die geschlechterspezifischen Rollen werden in der Kindheit erlernt
Um das Phänomen der Gewalt gegen Frauen zu verstehen, ist zunächst eine Untersuchung der gesellschaftlich verbreiteten Geschlechterrollen von großer Bedeutung. Ab der Geburt ist jedes Kind Botschaften ausgesetzt, die auf stereotypische Beurteilungen beruhen, die dann dazu führen, dass die gesellschaftlich festgelegten Geschlechterrollen durch das Kind verinnerlicht werden. Das kleine Mädchen immer rosa anzuziehen, ihre Zimmerwände immer mit Blumen-, Käfer- oder Herzmotiven zu schmücken, ihr nur Puppen und Küchenzubehör als Spielsachen in die Hand zu geben oder ihr immer die Märchen von Schneewittchen oder Aschenputtel vorzulesen, sind sehr wichtige Verhaltenslehren und Modellierungen, die dem Kind gesellschaftliche Erwartungen an das weibliche Geschlecht vermitteln. Dem kleinen Jungen immer blaue Kleidung anzuziehen, seine Zimmerwände mit Raketen, Flugzeugen und Rennwagen zu schmücken, ihm Waffen, Autos oder Tanker als Spielzeug in die Hand zu geben, ihm immer Geschichten von Superhelden zu erzählen und ihm immer Lebensweisheiten zu vermitteln, die mit der Einleitung „Ein richtigen Mann…“ beginnen, hat zur Folge, dass geschlechterspezifisch Erwartungen Männern gegenüber verinnerlicht werden.

Gleiche Rechte für Frauen sollten sichergestellt werden
Die geschlechterspezifisch Rollen, die sich auf die Gesellschaft Auswirken, erzeuge Frauen gegenüber bestimmten Erwartungen wie beispielsweise, dass Frauen eher zu Hause bleiben und die Rolle der „Partnerin“ und der „Mutter“ annehmen. Zudem führt das Ganze auch dazu, dass Frauen meist an Arbeitsplätzen mit niedrigen Löhnen beschäftigt und vor allem im Dienstleistungsbereich eingestellt werden. Auch im Arbeitsleben werden Frauen große Hindernisse auf den Weg gestellt.
Im Arbeitsleben können Frauen meistens aufgrund der „Gläsernen Decke“ und dem „Mutter werden“ nicht aufsteigen. Als Ergebnis beträgt dann der Anteil der weiblichen Manager der Höchststufe in großen Unternehmen nur bis zu 5 Prozent und in den Parlamenten verschiedener Länder sitzen nur auf jedem vierten oder fünften Stuhl eine Frau. In unserer heutigen Zeit werden Frauen in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Ingenieurwesen, Mathematik, Informatik und Physik weniger repräsentiert.

Es werden noch 100 weitere
Jahre benötigt, um die wirtschaftliche Gleichberechtigung zu schaffen
Es ist eine bekannte Tatsache, dass Frauen, die unter gleichen Bedingungen wie Männer in gleichen Arbeitsplätzen arbeiten, niedrigere Löhne bekommen als Männer. Ein wichtiger ausschlaggebender Grund für das Andauern dieser Ungerechtigkeit sind stereotypische Glaubenssätze, die die Menschen annehmen lassen, dass Männer aufgrund von bestimmten Eigenschaften von Natur aus höhergestellt sind als Frauen. Studien belegen, dass es geschlechterspezifisch Unterschiede in Bereichen wie dreidimensionales Denken, Aggression, Interessen und sexuelle Einstellungen gibt, die jedoch kulturell bedingt entstehen und durch Bildung beseitigt werden können. Statistische Prognosen zeigen leider auch, dass noch weitere 100 Jahre für die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen benötigt werden. Das Ziel über diese 100 Jahre sollte es sein, das Bewusstsein darüber zu etablieren, dass Männer und Frauen ähnliche Eigenschaften und Fähigkeiten haben. Ohne dies wird es für Frauen sehr schwierig sein, Zugang zu gleichen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu erhalten.

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