BEI DER SPIELSTÖRUNG SIND VERBOTE KEINE AUSWEGE

Dr. Sophia Achab, Teilnehmerin an dem 5. Internationalen Kongress zur Technologiesucht, betonte, dass das Verbot der verwendeten Produkte bei Süchten im Zusammenhang mit der Bekämpfung nie eine erfolgreiche Strategie gewesen ist und fügt hinzu: „Eltern sollten dafür sensibilisiert werden, klare und lehrreiche Spielregeln, anstatt von harten oder falsch zu interpretierenden Regeln aufzustellen.“

İnci NEŞELİ ÖZOĞLU

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die Spielstörung als „Priorität für das Spielen gegenüber von anderen Lebensinteressen und täglichen Aktivitäten, die verminderte Kontrolle über das Spielgeschehen sowie die Fortsetzung oder Eskalation des Spielens trotz Auftreten von negativen Folgen“. Dr. Sophia Achab drückt aus, dass die Spielstörung eine offensichtliche Störung ist, die sich in Form von Funktionsverlust in den persönlichen, familiären, sozialen, Bildungs- und beruflichen Bereichen des Individuums über einen Mindestzeitraum von 12 Monaten manifestiert. Nachfolgend erklärt Dr. Sophia Achab, dass die Spielstörung dann auftrete, wenn drei verschiedene Empfindlichkeitsfaktoren aufeinandertreffen und führt Ihre Aussage wie folgt fort: “Die ersten sind individuelle Faktoren, wie z.B. Schwierigkeiten bei der emotionalen Selbstkontrolle der Person, verminderte Kontrolle über die eigenen Triebe oder psychische Probleme. Die an zweiter Stelle kommenden kontextuellen Faktoren können wie folgt aufgeführt werden: Das soziale und familiäre Umfeld des Individuums ist problematisch oder verweigert die Unterstützung, die erlittenen Verluste, die reichlich verfügbare Zeit. Die an dritter Stelle kommenden Faktoren, die abhängig von den suchterzeugenden Eigenschaften der Spielinhalte sind, können als online, hochgradig und kontinuierlich belohnend sowie aufgrund der Zeit, die man braucht, um Fortschritte machen zu können, äußerst „attraktiv“ aufgeführt werden.

„Die Spielstörung zeichnet sich in Form von Funktionsverlust in den persönlichen, familiären, sozialen, Bildungs-und beruflichen Bereichen des Individuums über einen Mindestzeitraum von 12 Monaten, aus.“

SPIELINHALTE SIND VON GROSSER WICHTIGKEIT

Dr. Sophia Achab vermittelt, dass es notwendig ist, die Gesundheit der Gesellschaft vor möglichen Schäden zu schützen. „Bezüglich der gesunden Nutzung des Spiels sind die Spielinhalte sowie die Kommunikation, Aufklärung und Bildung entscheidend.“ betont Dr. Sophia Achab und setzt Ihre Aussage fort: „Die Spielstörung ist eine medizinische Erkrankung, die ebenso mit psychosozialen und wirtschaftlichen Bedrohungen wie einer erhöhten Inzidenz von psychiatrischen Störungen (wie z.B. Depressionen, Angstzuständen etc.) und physischen Problemen (wie z.B. Muskel-Skelett-Erkrankungen, Schlafstörungen), einer verminderten Schul-und Arbeitsleistung und sozialer Isolation eng verbunden ist.


Da es sich bei dieser Erkrankung um ein neues Problem handelt und im Grunde mehrere bestimmende Faktoren vorliegen, haben viele Länder Schwierigkeiten, sich darauf vorzubereiten, wirksam diesen Bedrohungen entgegenzukommen. Viele Gesundheitssysteme sind nicht dazu bereit, auf den täglich immer mehr ansteigenden Behandlungs- und Unterstützungsbedarf zu reagieren, das Ausmaß der Situation zu überwachen sowie Sozialarbeiter und medizinisches Fachpersonal über Spielstörungen und die damit verbundenen medizinischen und sozialen Bedingungen aufzuklären.“

„Um die Spielstörung wirksam vorbeugen zu können, ist es notwendig sich von den Vorteilen des Spielens Gebrauch zu machen und in Zusammenhang mit diesen Gelegenheiten, die Gesundheit der Gesellschaft vor möglichen Schäden zu schützen.“

FREUNDESKREIS LÖST SPIELSTÖRUNG AUS

Dr. Sophia Achab äußert sich bezüglich der Auswirkung des Freundeskreises auf die Spielstörung wie folgt: „Der Einfluss von Gleichaltrigen kann über drei verschiedene Empfindungsfaktoren eine Rolle spielen. Der Erste ist während des Spiels. Im Alltag können Gleichaltrige zum Auftreten oder Fortbestehen einer Spielstörung beitragen, wenn sie die dem Spielen gewidmete Zeit unter Druck setzen, um gemeinsame Spielziele zu erreichen oder einer Spielgruppe anzugehören. Zu dem zweiten Faktor gehören Bindungs- und psychosoziale Probleme. Bei dem dritten Empfindungsfaktor können fehlende Unterstützung der Gleichaltrigen, Belästigung oder Cybermobbing durch Gleichaltrige bei der Entstehung von psychischem und emotionalem Stress, der durch unangepasstes Spielverhalten überwunden werden kann, eine Rolle spielen.“ Dr. Sophia Achab betont, dass Verbot der verwendeten Produkte bei Süchten im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Schäden für Nutzer und andere nie eine erfolgreiche Strategie gewesen ist und ergänzt, dass bei Spielstörung-Situationen dasselbe wie beim Suchtverhalten gilt. Dr. Achab betont, dass die Entwicklung der Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt eine Voraussetzung für die Kontrolle der aktivitätsrelevanten Risikofaktoren ist, und fährt fort: „Es ist wichtig, dass Eltern dafür sensibilisiert werden, anstatt von harten oder falsch zu interpretierenden Regeln klare und lehrreiche Spielregeln aufzustellen, sowie die Kommunikation und Bindungen, die die bindungsbezogenen Risikofaktoren für Spielstörungen beeinflussen, zu schützen. Vor allem ist es aber eine große Herausforderung für die digitalen Gesellschaften, in denen wir leben, nach individuellen Risikofaktoren zu handeln, indem wir soziale, emotionale, psychologische und wirtschaftliche Bedingungen für ein gesundes, lebenswertes und sinnvolles Leben bieten.“ Dr. Sophia Achab sagt, dass die Technologiesucht bei jungen Menschen in der Regel aufgrund von Ausgrenzungsangst, Langeweile und Introvertiertheit so weit verbreitet ist und betont, dass die Spielsucht nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen verbreitet ist. Dr. Achab erklärte, dass Jugendliche stärker von den Spielstörungen betroffen seien und fügte hinzu: „Allerdings können die psychosozialen Gründe, die diesem Verhalten zugrunde liegen, in anderen Altersgruppen ähnlich sein. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit emotionalen Zuständen, der auch bei Erwachsenen und älteren Menschen zu beobachten ist.

„Viele Gesundheitssysteme sind nicht dazu bereit, auf den täglich immer mehr ansteigenden Behandlungs- und Unterstützungsbedarf zu reagieren sowie das Ausmaß der Situation zu überwachen.“

WER IST DR. SOPHIA ACHAB?

Dr. Achab ist zugleich Vorstandsmitglied der internationalen Gesellschaft für Suchtmedizin (ISAM) und fungiert als Co-Vorsitzende des Exekutivausschusses ISAM-NEXT (Berufseinstieg und Karriereförderung). Im Bereich der Verhaltenssucht Sie hat über einhundert begutachtete und professionelle wissenschaftliche Veröffentlichungen und sechs Buchkapitel verfasst und an mehr als 15 öffentlichen Gesundheitsberichten und Veröffentlichungen mitgewirkt.

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