Arbeitslosigkeit produziert Überschuldung – Schulden verhindern die Jobsuche. Weitere Verschärfungen beim Arbeitslosengeldbezug würden viele Betroffene sehr rasch in die Schuldenfalle führen.
Arbeitslosigkeit ist schon jetzt der mit Abstand häufigste Überschuldungsgrund: 37 Prozent der KlientInnen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen sind wegen Arbeitslosigkeit oder deutlicher Einkommensverminderung in die Schuldenspirale geraten. „Der Wegfall der Notstandshilfe würde hier noch schneller Überschuldungskarrieren produzieren, weil das tägliche Leben nicht mehr leistbar ist. Das stürzt ganze Familien nachhaltig in die Armut“, warnt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen.
Die Arbeitslosenquote in den Wartezimmern der Schuldenberatungen liegt derzeit bei 40 Prozent. Schulden und damit verbundene Lohnexekutionen sind nachweislich eines der größten Vermittlungshindernisse am Arbeitsmarkt, weil nach österreichischer Rechtslage der Arbeitgeber als Drittschuldner die Pfändungsberechnung vornehmen muss. „Sehr oft finden verschuldete Menschen erst wieder einen Job, wenn die Schulden geregelt sind“, berichtet Mitterlehner. „Wenn sich in dieser Zeit das magere Einkommen aus dem Arbeitslosengeld noch einmal drastisch verringert, macht das eine Rückzahlung der Schulden fast unmöglich, wodurch auch die Gläubiger durch die Finger schauen.“
Auch aus Sicht der Überschuldungsprävention ist ein System, das das Abrutschen vom Arbeitslosengeldbezug in die Mindestsicherung zulässt, alles andere als ideal. Mitterlehner: „Seit über zwanzig Jahren sind Schuldenberatungen in der Finanzbildung aktiv. Einer der Grundsätze, die dabei vermittelt werden: Es braucht einem finanziellen Polster für unerwartete Ausgaben. Wie soll ich das den jungen Menschen in den Schulen erklären, dass ihnen dieser Notgroschen in der Arbeitslosigkeit wieder weggenommen wird?“
Foto Credit – asb / Christoph Kempter