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Was tun, wenn sich Jugendliche in Richtung gewalttätigem Extremismus radikalisieren?

Die Beratungsstelle Extremismus ist erste Anlaufstelle für Angehörige, Bezugspersonen und Betroffene. Von Verena Fabris

Selina malt Hakenkreuze in ihr Schulheft, Milo findet die Aktionen der Identitären „cool“, Christian beschimpft seine MitschülerInnen als Ungläubige. Mit solchen und ähnlichen Situationen sind die BeraterInnen an der Helpline der Beratungsstelle Extremismus tagtäglich konfrontiert.

In den ersten zwei Jahren wurde die kostenfreie Telefonnummer knapp 2000 mal gewählt. Die BeraterInnen hören zu und helfen dabei, die Situation besser einschätzen und bewältigen zu können. 96 Familien wurden vom multiprofessionellen Team der Beratungsstelle (Psychologie, Erwachsenenbildung, Antirassismus Arbeit) in persönlichen Beratungssettings begleitet.

In Beziehung bleiben

Jugendliche, die mit extremistischen Bewegungen sympathisieren, stabilisieren sich oft über Ideologien, die ihnen eine klare Orientierung geben. Extremistische Gruppierungen greifen ihre Bedürfnisse nach Sinn, Zugehörigkeit und Anerkennung auf. Im Beratungsprozess werden Eltern und andere Bezugspersonen im Umgang mit adoleszenten Jugendlichen gecoacht und begleitet. Sie werden unterstützt, die Beziehung zu den Jugendlichen aufrecht zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

Alternativen und Perspektiven finden

Im persönlichen Beratungssetting geht es darum, hinter der Ideologisierung liegende Bedürfnisse und Problemlagen zu erkennen und zu bearbeiten. Möglichkeiten, das Selbstwertgefühl der Jugendlichen zu stärken, werden gemeinsam erarbeitet, sowie Unterstützungsnetzwerke im Sozialen Umfeld der Betroffenen aufgebaut. Es geht um alternative Beziehungsangebote und Zukunftsperspektiven. Die Beratungsstelle arbeitet eng mit Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit, Familienberatungsstellen, der Bewährungshilfe, Schulen, regionalen Netzwerken sowie weiteren Einrichtungen und Organisationen in ganz Österreich zusammen.

Weiterbildung und Sensibilisierung

In der Phase der Adoleszenz gehört es dazu, Grenzen auszuloten – manchmal auch durch Extreme. Doch wo ist die Grenze zwischen jugendlicher Provokation und gewalttätigem Extremismus? SozialarbeiterInnen, LehrerInnen und andere Personen, die mit jungen Menschen arbeiten, sind oft verunsichert. Die Beratungsstelle bietet Workshops an, mit dem Ziel, den Extremismus-Begriff breiter zu fassen und in der kritischen Auseinandersetzung einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen. Im Zentrum stehen die Erweiterung von Handlungsspielräumen und die Förderung eines diskriminierungsfreien Miteinanders. Hierbei wird ein ganzheitlicher Zugang verfolgt, der seinen Ausgangspunkt in der konkreten Lebenswelt der AkteurInnen nimmt.

 

Helpline: 0800 20 22 44, täglich 10:00-15:00 Uhr, kostenfrei, anonym und vertraulich

E-Mail: office@beratungsstelleextremismus.at www.beratungsstelleextremismus.at

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