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Die ungleiche Impfstoffverteilung verzögert die Rückkehr zur Normalität

Während der Pandemie ist keiner in Sicherheit, bevor alle in Sicherheit sind. Die ungleiche Impfstoffverteilung weltweit wird sowohl die Rückkehr zum normalen sozialen Alltag als auch zur vorherigen wirtschaftlichen Lage verzögern. Während wirtschaftlich starke Länder den Impfungsprozess beschleunigen, bleiben wirtschaftlich schwache Länder diesbezüglich weit hinten. Aktuell gehört einer von tausend geimpften Personen der Bevölkerung der ärmsten 50 Ländern der Welt an, wohingegen 70 Prozent dieser geimpften Personen der Bevölkerung der 50 reichsten Ländern angehören. Durch den weltweit ungleichen Zugang zum Impfstoff wird sich die Minderung der Infektionsverbreitung und auch die wirtschaftliche Wiederbelebung verzögern.

Prof. Dr. Onur Başer
Gesundheitswirtschaftsexperte

Der „Impf-Nationalismus“ wird die wirtschaftliche Entwicklung in reichen Ländern um die Hälfte verringern. Der wirtschaftliche Fortschritt in entwickelten Ländern wird sich durch die Impfung nur ihrer eigenen Bevölkerungen um etwa 50 Prozent verringern. Nicht nur bezüglich der Infektionsverbreitung, sondern auch wirtschaftlich gesehen ist kein Land in Sicherheit, bevor alle Länder in Sicherheit sind.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mit der Europäischen Kommission und Frankreich die ACT- (Access to COVID-19 Tools) Gemeinschaft gegründet. Diese Gemeinschaft zielt auf die Produktion und die Verteilung des Impfstoffs ab, der für COVAX, die Initiative, die sich auf die Impfstoffproduktion konzentriert, erforderlich ist, um 2021 20 Prozent der Weltbevölkerung zu impfen. COVAX plant innerhalb dieses Jahrs eine Verabreichung von 1 Milliarde und 8 Millionen Impfstoffdosen in ärmeren Ländern. Außerdem plant die Initiative auch neue Impfstoffbeschaffungsverhandlungen mit entwickelten Ländern während der zweiten Jahreshälfte. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein Fonds von 38 Milliarden Dollar notwendig. Der bisher erworbene Fonds beträgt jedoch 11 Milliarden Dollar. Während wirtschaftlich starke Länder den Impfungsprozess beschleunigen, bleiben wirtschaftlich schwache Länder diesbezüglich weit hinten.

Dass die weniger entwickelten Wirtschaften weit hinten bleiben, kann dazu führen, dass sich Angebot und Nachfrage nach Wirtschaftsprodukten der entwickelten Länder verringern. Laut Angaben der Internationalen Handlungskammer wird die ungleiche Verteilung des Impfstoffes der Weltwirtschaft 9 Trillionen und 2 Milliarden Dollar kosten. Es wird erwartet, dass das Weltwirtschaftswachstum bei unter 4 Prozent bleiben kann.

Die Ungleichheit der Impfstoffverteilung wird negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben

Die Impfung nur eigener Bevölkerungen der entwickelten Länder und die Ignoranz der restlichen Weltbevölkerung wird auch in deren eigenen Ländern die Entwicklung um 50 Prozent verringern. In Amerika sind von den 27 Millionen geimpften Personen 70 Prozent weißhäutige Bürger und nur 5 Prozent schwarzhäutige Bürger und der Rest der geimpften Personen sind Lateinamerikaner.

Israel hat bisher 40 Prozent der eigenen Landesbevölkerung geimpft. Allerdings wurde mitgeteilt, dass 450.000 Palästinenser, die mit den Israelis an der westlichen Grenze (West Bank) zusammenleben und laut internationalen Verhandlungen ebenfalls geimpft worden sollten, immer noch auf ihre Impfungen warten.

Die Ungleichheit der Impfstoffverteilung ist nicht nur bezüglich der Minderung der Infektion, sondern auch in Bezug auf die Wirtschaften entscheidend, denn kein Land wird in Sicherheit sein, bevor alle Länder in Sicherheit sind.

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